Froh, der Ulmer Sommerhitze zu entfliehen, trafen wir uns früh morgens um 04:30 Uhr in Vöhringen zur Abfahrt in Richtung Wallis. An das frühe Aufstehen sollten wir uns die nächsten Tage noch gewöhnen. Die Fahrt führte uns über Bregenz, Chur, den Oberalp- und Furkapass ins Saastal. Nach ca. 7 Stunden Fahrt und einigen kurzen Pausen erreichten wir Saas Grund (1559 m), unseren Startpunkt zur Almageller Hütte. Um kurz nach 12 Uhr starteten wir auch hier bei sehr warmen Temperaturen anfangs durch Wald und erreichten nach ca. 1 Stunde das Hochtal der Almageller Alp (2194 m). An der Almageller Alp machten wir kurz Rast, die Versuchung war groß, hier ein erfrischendes Bad im Bach zu nehmen. Da jedoch einige Wolken aufzogen, machten wir uns zügig auf den Weiterweg zur 2894 m hoch gelegenen Almageller Hütte. Diese erreichten wir um ca. 17:00 Uhr. Bei Getränken und angenehmen Temperaturen genossen wir die herrliche Aussicht von der Hüttenterrasse auf die umliegenden Walliser 4000er im Saastal mit Dom, Täschhorn, Strahlhorn und Alphubel, um nur einige zu nennen. Das Abendessen stärkte uns für den nächsten Tag, an dem wir das Weissmies (Das Weissmies hat seinen Namen von der Dialektform „Mies“, was so viel bedeutet wie „Moos“. Weissmies heißt also „weisses Moos“.) besteigen wollten.
Nach einer relativ kurzen und eher unruhigen Nacht, mit wahrscheinlich einigen gefällten Bäumen (die Frauen waren es eindeutig nicht) durften wir am Freitag um 04:00 Uhr das eher einfache Frühstück der Schweizer Hütten genießen. Nachdem die Rucksäcke wieder gepackt und alle abmarschbereit waren, führte uns der Weg zunächst zum Zwischenbergpass (3268 m). Diesen erreichten wir kurz nach Sonnenaufgang und konnten nun unsere Stirnlampen ausknipsen. Hier hatten wir den bevorstehenden Aufstieg über den Weissmies-Südgrat im Blick. Nach einer kurzen Passage auf dem Gletscher kamen wir zum felsigen Südwest-Grat, der gut und teilweise luftig zu klettern war. Den krönenden Abschluss des abwechslungsreichen Aufstiegs bildete ein schöner Firngrat die letzten paar Meter zum Gipfel des 4017 m hohen Weissmies. Das Gipfelglück konnten wir bereits um 10:30 Uhr als einzige Gruppe auf dem breiten Schneeplateau genießen. Nach einiger Verweilzeit und Beweisbildern machten wir uns anschließend auf den Abstieg über die Normalroute mit dem Ziel der Weissmieshütten. Zunächst ging es steil über die Gipfelflanke und den Westgrat zum Gletscherabbruch. Diesen überquerten wir in guten Trittspuren und hatten immer wieder beeindruckende Seracs neben uns. Höchste Konzentration war in dem steilen Gelände erforderlich, die Passage meisterten wir souverän, waren aber auch froh, als wir unten waren. Erst im Rückblick auf den Gletscherbruch wurde uns die Steilheit bewusst und wunderten uns, dass dieser überhaupt zu durchqueren ist. Nachdem es auf dem flacheren Gletscher noch einige Spalten zu überspringen galt, erreichten wir das Bergrestaurant der Hohsaas Bergbahnen und genossen bei erfrischenden Getränken den beeindruckenden Ausblick auf den zuvor absolvierten Normalweg des Weissmies. – Tschagga, wir hatten es geschafft. – Stolz und zufrieden machten wir uns auf den letzten Teil der Etappe zu den Weissmies Hütten (2726 m), unserer Unterkunft für die nächsten zwei Nächte. Von einem kurzen Regenschauer überrascht, erreichten wir um ca. 15:30 Uhr die Hütten und bezogen rasch unser Lager, um vor dem Abendessen noch ein kurzes Erholungsschläfchen einzurichten. Das Abendessen war mit Suppe, Hauptgericht und Nachtisch sehr lecker und wir konnten die Energiespeicher auffüllen.
Kam uns am Freitag schon das Frühstück um 04:00 Uhr früh vor, sollten wir am Samstag noch früher aufstehen. Um 3:30 Uhr gab es bereits Frühstück und wir machten uns als letzte große Gruppe auf den Weg zum heutigen Ziel, dem Lagginhorn. Wieder im Schein der Stirnlampen war die Routenfindung nicht ganz so leicht und wir mussten einige Male den Bach queren, bis wir zum Sonnenaufgang den Gletscherrest des Lagginhorngletschers erreichten. Steigeisen und Klettergurt angelegt und angeseilt ging es ein kurzes Stück hinauf zum Südwest-Grat des Lagginhorns. Hier konnten wir die Wanderstöcke deponieren, fortan ging es wieder in leichter Kletterei immer den Grat entlang, Stück für Stück dem Gipfel entgegen. Diesen hatten wir immer im Blick und somit das Ziel vor Augen. Das 4010 m hohe Lagginhorn erreichten wir nach guten 5 Stunden um 10:20 Uhr. Zurück ging es über den gleichen Weg, das Abklettern kam uns länger vor als am Hinweg und wir waren froh, wieder ans Schneefeld zu kommen. Dieses konnten wir zügig runterrutschen, so dass wir um 13:00 Uhr pünktlich zum Mittagessen die Hütte erreichten. – Tschagga, wir hatten es wieder mal geschafft. – Gestärkt und gewaschen, verkrochen wir uns nochmal ins Lager oder konnten uns den Wind auf der Hüttenterrasse mit Blick auf die gegenüberliegende Bergkette um die Ohren blasen lassen. Auch die jungen Wilden (Jannik und Konstantin) erreichten nach erfolgreicher Besteigung des Fletsch- und Lagginhorns gegen Spätnachmittag wieder die Hütte. Nachdem wir nun beide Tourenziele erfolgreich gemeistert hatten, konnten wir uns abends ein Bier mehr genehmigen, da wir am nächsten Tag quasi ausschlafen konnten und ein nicht mehr allzu strammes Programm vor uns hatten.
Der Wecker klingelte am Sonntag erst um 07:00 Uhr, herrlich. Alle hatten sich gut erholt, und so konnten wir uns auf den Rückweg ins Tal über den Almageller Höhenweg machen. Fast Schritt für Schritt konnten wir die steigenden Temperaturen bemerken. Hatten wir in der Höhe angenehme Temperaturen, die teilweise auch Jacken erforderten, waren es unten im Tal über 25 °C. Der Almageller Höhenweg führte uns über die Bergstation Kreuzboden und eine Alpenblumenpromenade zurück zur Almageller Alp. Nach einer kurzen Zwischenrast machten wir uns zügig auf den bekannten Weg ins Tal und erreichten unsere geparkten Autos um 12:30 Uhr. Nach 2 Zwischenstopps inklusive der Furka Verladung erreichten wir um 20:00 Uhr Ulm und waren zurück in der Sommerhitze. – Tschagga, wir hatten es geschafft! –
Die lange Fahrt ins Wallis lohnte sich auf jeden Fall, wir hatten 4 tolle Tage mit bestem Bergwetter, insbesondere Michael einen herzlichen Dank für die hervorragende Organisation sowie souveräne Führung und an die ganze Gruppe für die gute Stimmung.
Bericht: Lisa Riegel
Bilder: Lisa Riegel, Michael Scharpf