Auch nach vielen Jahren als Tourenführer erlebt man immer noch Überraschungen. Für mich war es die Anmeldeliste für die Wanderwoche am Kalterer See: 11 Anmeldungen = 11 Frauen! So war ich in der Gruppe das einzige männliche Wesen und konnte unterwegs einige erstaunte Blicke beobachten. War es Neid oder war es Mitleid? Auf Fragen stellten wir uns dann als Frauen-Fußballmannschaft mit Trainer vor. Auf jeden Fall erlebten wir eine herrliche Wanderwoche mit schönen Touren bei strahlendem Sonnenschein und viel Aussicht, wobei nur der eisige Wind gelegentlich störte.
Am Ostermontag fuhren wir los und erreichten bei zügiger Fahrt über den Reschenpass das Städtchen Kaltern, wo wir im Zentrum in der Pension „Roter Adler“ unsere Zimmer bezogen. Schon nach kurzem Aufenthalt waren wir unterwegs zum See. Mit etwas Mühe fand sich ein Parkplatz und so wanderten wir mit etlichen anderen Sonntagsausflüglern durch Obstplantagen und den Schilfgürtel rund um den schön gelegenen See. Leider gibt es auf der ganzen Runde keine frei zugängliche Stelle. Nur beim Gasthaus Klughammer konnte man ans Wasser, was natürlich ein willkommener Anlass für eine Kaffeepause war. Der Tag klang dann mit einem guten Südtiroler Essen und einem(?) Glas Wein in einem Lokal in Kaltern aus.
Der Dienstag überraschte uns mit stahlendem Sonnenschein aber kühlen Temperaturen und einem frischen Wind. Als Ziel hatten wir heute die Umrundung der Montiggler Seen ausgewählt. Von der Pension weg wanderten wir durch Weinberge und Obstplantagen in Richtung Kalterer See und stiegen dann durch das Frühlingstal hinauf zum Großen Montiggler See. Auch wenn die Märzenbecherblüte schon vorbei war, konnte man noch erahnen, welche Blütenpracht hier geherrscht hatte. Am Nordende des Sees bot sich ein Felssporn als Pausenplatz an, von dem uns der kalte Wind allerdings bald wieder vertrieb. Bald darauf erreichten wir den geschützter gelegenen Kleinen Montiggler See. An ihm fanden wir im Garten der Wirtschaft beim Badegelände den idealen Platz für die Mittagspause. Im warmen Sonnenschein ging es am großen See entlang zurück und dann durch blühende Apfelplantagen zum Dorf Montiggl. Hier stiegen wir auf dem „Mazzoner Weg“ hinab ins Lavasontal und von dort durch Weinberge hinauf nach Kaltern.
Für den Mittwoch hatte der Wetterbericht starke Sturmböen vorhergesagt, und so entschlossen wir uns, die erste Bergtour noch zu verschieben und statt dessen durch die Rastenbachklamm zu wandern. Auf dem Friedensweg wanderten wir zunächst durch den Ort und dann durch Weinberge in Richtung See, dann ging es auf steiler werdendem Waldweg hinauf zum Beginn der Klamm. Diese wurde mit Treppen und Geländer aufwändig gangbar gemacht, so dass wir gefahrlos und mit viel Genuss entlang der senkrechten Felswände zum reizvollen Wasserfall und hinauf nach Altenburg steigen konnten. Vor der langen Hängebrücke machten wir noch einen kurzen Abstecher zur Basilika St. Peter, der Ruine einer Kirche aus dem VI. Jht. Zurück nach Kaltern führte uns ein Stück des Kalterer Höhenwegs.
Hoch über Kaltern ragt der mit Funkmasten bestückte Gipfel des Penegal empor. Dieser war Ziel der Bergwanderung am Donnerstag. Ausgangspunkt war die Passhöhe des Mendelpasses, wo wir von Sonnenschein, Temperaturen um 0° C und dem schon üblichen Wind empfangen wurden. Zum Glück bewegt sich der Wanderpfad häufig im Wald und auch die Aussichtspunkte auf See und Gebirge liegen meist etwas windgeschützt. Am Gipfel bot sich ein einmaliger Panoramablick: im Westen die Ortlergruppe, im Norden die Gipfel der Stubaier Alpen, im Osten die Kette der Dolomiten und der Rosengarten und im Süden die Berge über dem Fassatal und die Brentagruppe. Kein Wunder, dass die Mittagspause heute etwas länger ausfiel. Für den Rückweg folgten wir einem schmalen Pfad entlang der 500 m senkrecht abfallenden Felswände bis zum Kleinen Penegal, dann wanderten wir auf dem Anstiegsweg vollends hinunter zur Passhöhe zu Kaffee und Kuchen.
Für den Freitag stand eine Fahrt ins Nonstal auf dem Programm. Vom Lago Smeraldo bei Fondo aus wollten wir die Novella-Schlucht mir dem spektakulären Aufstieg nach Dovena begehen. Zunächst führte uns der Sentiero Mondino steil hinab ins tief eingeschnittene Tal der Novella. Dabei ragte auf der gegenüber liegenden Talseite die senkrechte Felswand mit dem markanten „Gamsband“ empor, auf dem später der Ausstieg aus der Schlucht erfolgte. Zunächst aber wanderten wir im Talgrund aufwärts zur Brücke über die Novella und dann am anderen Ufer das gleiche Stück wieder abwärts. Dann begann der Aufstieg auf dem Band, das eher eine breite Rampe ist. Bestens gesichert und mit einer eisernen Treppe an der schwierigsten Stelle gewannen wir rasch an Höhe und konnten dabei gefahrlos beeindruckende Tiefblicke genießen. Auf der Hochfläche erwartete uns das Dorf Dovena mitten in riesigen Apfelhainen. Zurück nach Fondo marschierten wir zunächst ein Stück auf der Fahrstraße, dann ging es nochmals steil aufwärts und durch das Städtchen zum Canyon Rio Sass. Durch die Schlucht und auf Eisenstegen durch einen wilden Engpass erreichten wir wieder den Lago Smeraldo.
Mit dem Samstag war das Ende unseres Aufenthalts gekommen. Um dem erwarteten Rückreiseverkehr am Ferienende aus dem Weg zu gehen, gönnten wir uns vor der Heimfahrt noch einen „Spaziergang“ zur Leuchtenburg, genossen nochmals Sonne und See in Klughammer und machten uns erst gegen Mittag auf die Heimreise. Ohne Stau erreichten wir gegen Abend wohlbehalten wieder heimatliche Gefilde.
Bericht + Bilder: Konne