Bereits im Jahr 1000 hat Bruder Ekkehard aus dem Kloster St. Gallen bei Tisch gebetet: Si benedicta fibri caro piscis voce salubri. (Gesegnet sei des fischähnlichen Bibers Fleisch.) Wegen seines schuppigen Schwanzes wurde der Biber später beim Konzil zu Konstanz (1414 – 1418) zum Fisch und damit zur Fastenspeise erklärt. Die endgültige Erklärung gab dann 1754 der Jesuitenpater Charlevoix: „bezüglich des Schwanzes ist er ganz Fisch, und er ist als solcher gerichtlich erklärt durch die Medizinische Fakultät in Paris, und im Verfolg dieser Erklärung hat die Theologische Fakultät entschieden, dass das Fleisch während der Fastenzeit gegessen werden darf.“
Was bietet sich deshalb in der Fastenzeit mehr an, als dem Biber in den Donauauen einen Besuch abzustatten.
In der Nähe des Kraftwerks Oberelchingen trafen wir uns mit Herrn Damboer, Gästeführer Schwäbisches Donautal, der uns durch einen kleinen Teil des Schwäbischen Donau-Auwaldes führte, welcher auf 87 km Länge zwischen Iller und Lech zu den größten zusammenhängenden Auwaldgebieten Deutschlands gehört.
Zur Demonstration hatte er einen ausgestopften Biber mitgebracht, da keine Chance bestand das nachtaktive Tier an einem sonnigen Frühlingstag in freier Natur zu sehen. So erfuhren wir nicht nur wieviel Haare das semiaquatische Säugetier an Bauch und Rücken hat, sondern er konnte uns auch demonstrieren wie dem fleißigen Nager die Nagezähne nachwachsen. Ohne die fachkundige Führung wären wir wohl auch an den Bauten und Wegen des Tiers achtlos vorbeigegangen.
Da eine Biberfamilie aus Eltern und bis zu vier Jungtieren aus zwei Generationen besteht, legt sie mehre Burgen an. Wenn die Jungen nach ca. drei Jahren geschlechtsreif sind, müssen sie die Burg verlassen und sich ein neues Revier suchen. Natürliche Feinde der Pflanzenfresser sind Wolf, Luchs und Bär; bejagt dürfen sie nicht werden. In der Auswahl seines Heimatgewässers ist er nicht wählerisch und kommt in Fließgewässer, Altwasserarmen, Seen und Tümpeln vor. So kann man sich vorstellen warum sich die Tiere bei uns prächtig vermehren.
Die vielen Teiche im Revier werden auch von Wasservögeln gut angenommen, und so sahen wir neben Blesshühnern und Graugänsen auch Kolbenenten und Reiherenten. Dem Klimawandel geschuldet hat sich auch eine Seeschwalbenart aus dem Mittelmeerraum bei uns angesiedelt.
Nach so viel Natur war die Einkehr in den gastlichen Bräustuben in Thalfingen sehr erholsam.
Bericht: Ingrid Scheib
Bilder: Brigitte Müller, Peter Kolb, Manfred Strauß