Wieder einmal kam es anders als geplant – Gefahrenstufe 4 am Mittwoch in den Hohen Tauern. Ein „Vierer“, das kann doch nicht sein. Wir wollen doch von Freitag bis einschl. Montag ins Rauriser Tal zum Skitourenlaufen … . Der Hüttenwirt meinte, „dass es sich entspannen wird. Die Wetterprognosen sind für Samstag und Sonntag mit wechselhaft angekündigt, mitunter auch Neuschnee in den höheren Lagen.“
Kurz und gut. Unser Tourenführer, Michael Scharpf, arbeitete parallel einen Plan B aus. Amberger Hütte. Start Freitagmorgen früh, um die gute Wetterprognose noch auszunutzen und dann zur Hütte aufsteigen und noch eine Tour machen. Samstag und Sonntag dann jeweils eine Tour und am Sonntag wieder Heimfahrt.Die Telefonkabel sind fast am „durchglühen“. Michael hat weiterhin Kontakt zum Naturfreundehaus im Rauriser Tal und auch zur Amberger Hütte. – Die Entscheidung fällt, wir gehen auf die Amberger Hütte (2135).
Freitag, 21.04.2017
Treffpunkt ist der P+R-Parkplatz nahe der Autobahn bei Vöhringen um 04:30 Uhr – für manche von uns eine kurze Nacht. „Joh-mai fiar a Schidour, duat ma scho so Manches… „ Unsere Fahrer sind Sebi und Susanna. Uve hatte sich noch schnell Fieber und Unwohlsein eingefangen, so dass er nur in Gedanken bei uns sein konnte und sonst wohl die meiste Zeit schlafend verbringen musste.Die Autobahn war wie leergefegt und so sind wir gut vorwärts gekommen. Beim Rastland in Nassereith machten wir kurz Kaffeepause. Dann fuhren wir vollends weiter, Längenfeld und dann Gries im Sulztal (1597). Dort gibt es einen großen Parkplatz am Ortsende, wo wir unsere Autos abstellen konnten.
Die Schneelage war nicht gerade prickelnd. – Mehr Grüntöne als Weiß. Voller Hoffnung gingen wir zu Fuß los, dem Sulzbach entlang. Schon nach einer halben Stunde hatte es eine minimale Neuschneeauflage, die von „erprobten“ Skitourenläufern, wie wir es sind, genutzt wurde. Michael hatte seine neuen Tourenskier dabei. Diese wollten natürlich auch nicht die ganze Zeit am Rucksack getragen werden, sondern über den Schnee gezogen werden. Zwischen der Vorderen und Hinteren Sulztalalm war ein Lawinenstrich zu durchqueren. Nach ca. 2 Stunden erreichten wir dann die Amberger Hütte (ca. 550 HM, 6 km).
Amberger Hütte (2135) wird, wie folgt in der Literatur beschrieben – eine gemütliche Alpenvereinshütte in den westlichen Stubaier Alpen mit Matrazenlager, Zimmer und Münzgeld-Dusche.
Die Hütte wurde bereits 1888 als erster Stützpunkt im Sulztal von der Alpenvereinssektion Amberg auf den Rat des Bergsteigerpioniers Ludwig Purtscheller errichtet. Damals reichte der Sulztalgletscher noch bis in den Talboden kurz vor die Hütte herab, wodurch der Talschluß sicherlich noch viel spektakulärer wirkte als heutzutage. Das kleine Hüttchen von damals mit 8 Schlafplätzen wurde dann Zug um Zug ausgebaut.
Einchecken, Rucksack mit Tourenausrüstung richten, Lager beziehen und Vesperpause. Das Wetter war gigantisch. Herrschten am Parkplatz unten noch frostige Temperaturen, so war es oben an der Hütte sonnig, wolkenlos, blauer Himmel. Alle wollten noch etwas unternehmen und so nahmen wir uns als Ziel die Kuhscheibe (3189) vor.
Tourensteckbrief Kuhscheibe:
Von der Hütte geht man durch die große Ebene, die sog. Sulze, Richtung Süden. Nach gut 1 km (ca. 15 min) wendet man sich nach rechts (Richtung Westen) und steigt über die Steilstufe hinauf in den flachen Boden des Roßkares. Die Steilstufe überwindet man übrigens am sichersten über einen rampenartigen Rücken. Im Roßkar eher linkshaltend in südwestlicher Grundrichtung durch den flachen Boden. An einem Buckel im Kar links vorbei; die Spuren nach rechts führen zur Murkarspitze! Auf etwa 2720 m schwenkt man dann nach links, also nach Süden. Über ideale, steile Hänge geht es durch die Gletschermulde des Roßkarferners hinauf. Unterm Gipfel weitet sich das Gelände etwas und man hält auf den Grat, ungefähr in der Mitte des Beckens zu. Rechts unterm Gipfel errichtet man dann das Skidepot und klettert unschwierig über Blöcke und die letzten 5 Meter über eine Firnschneide zum Kreuz. Abfahrt wie Aufstieg. 1050 HM.
Herrlich, bei so einem Wetter unterwegs sein zu dürfen. Wunderbare Aus- und Fernblicke. Genuss pur. Die Zeit vergeht wie im Flug. Die Sonne stach nur so vom Himmel. Wenige Skitourenläufer kamen den Berg herunter gefahren. Bei deren Querungen war zu sehen, dass die Schneeunterlage schon etwas mehr Fahrwiderstand bot. Wir berieten uns kurz, entweder noch ca. 2 Stunden Aufsteigen bis zum Gipfel und dann bei noch wärmeren Temperaturen Abfahren – oder Pause, Sonne genießen, Vespern und dann ganz gechillt hinunter fahren. Man war sich gleich einig die gechillte Variante zu nehmen. Gesagt getan. Zum Abfahren fanden wir dann noch einige schöne Kare, um uns sanft den Berg hinunter zu schwingen. Ein toller Skitourentag.
An der Hütte konnten wir dann auf der Terrasse sitzen und uns bei Kaffee, Kuchen, Suppe, etc. stärken. Gegen 18.00 Uhr gab es Abendessen. Suppe, Salate, Hauptspeise und Nachtisch.
Samstag, 22.04.2017
Frühstück 06:30 Uhr. Start Skitour 07:30 Uhr. Ziel: Schrankarkogel (3332)
Morgens war es windig und sehr frisch. Der Himmel war mit einem schnell wechselnden Wolkenbild geschmückt. In der Talebene, der „Sulze“, lag genügend Schnee. Bei der ersten Steilstufe konnten wir die noch überfrorene Oberflächen geschickt für unseren Aufstieg nutzten und so die unbedeckten mit niedrigem Buschwerk bewachsenen Flecken umgehen. Immer wieder mussten wir kurz stehen bleiben und uns das Schauspiel der Wolken ansehen. Je weiter wir nach oben kamen umso mehr blies der Wind. Die Schneedecke war inzwischen geschlossen, jedoch vom Wind hart in Formationen gepresst.
Gegen 12.00 Uhr erreichten wir den Gipfel. Der Wind hatte sich in ein angenehmes Säuseln verwandelt, so dass wir gemütlich Rast machen konnten und die Aus- und Weitblicke genießen konnten – unter anderem 2 Skibergsteiger, die den Schrankogel als Ziel favorisierten und steile Steilspuren in den Nordhang legten und dann mittels Steigeisen und Skier am Rucksack die eisige Steilstufe nach oben kletterten. Im oberen Bereich konnten wir schöne Schwünge in den Schnee zeichnen. Unten war dann mehr Bruchharsch … und in der Steilstufe wenig Schnee und Steinkontakt. Wieder ein toller Skitag und keine Verletzten. Gott sei dank.
An der Hütte, wie bereits am Vortag, Stärkung mit Kaffee und Kuchen, etc. Danach hatte jeder noch Zeit um sich zu erholen oder sich frisch zu machen oder einfach nur genießen. Gegen 18.00 Uhr gab es dann wieder ein Abendessen vom Feinsten.
Tourensteckbrief Schrankkarkogel
Der Schrankarkogel liegt im Einzugsgebiet des Schwarzenbergferners, welcher von der „Sulze“ aus in östlicher Richtung über eine weniger als 30° steile Geländestufe zu erreichen ist. Im Aufstieg zum Schwarzenbergkar bis an die Zunge des Schwarzenbergferners hält man sich zwischen den beiden Seitenmoränen. Dieser Abschnitt ist auch noch bei etwas heikleren Lawinenverhältnissen gut machbar, zumal sich das Schwarzenbergkar nach einem ersten, etwas steileren Aufschwung rasch zurückzulegen beginnt. Dieses relativ sanft geneigte Gelände setzt sich dann auch am Schwarzenbergferner weiter fort. Zudem weist der Gletscher keine außergewöhnlich großen Spaltenzonen auf. Somit gelangt man bei entsprechend günstigen Schnee- und Lawinenverhältnissen recht sicher und unproblematisch bis in eine Höhe von 3200m, an den Fuß der nun aber mehr als 40° steilen Ostflanke am Schrankarkogel 3332m. Bei guten Verhältnissen ist der Gipfel mit angeschnallten Ski machbar. Bei weniger günstigen Bedingungen muss man auf den letzten Metern einfaches Gelände im Stapf überwinden. Abfahrt wie Aufstieg. 1200 HM.
Sonntag, 23.04.2017
Frühstück 06:30 Uhr. Start Skitour 07:30 Uhr. Ziel: Hinterer Daunkopf (3225)
Morgens war es kalt und extrem windig. Ein dichter Wolkenschirm war am Himmel. Nur bei genauer Beobachtung und viel Phantasie konnte man einzelne blaue Himmelsfenster entdecken. In mehrere Lagen warm eingepackt stiegen wir den Berg hinauf. Im oberen Bereich war der Schnee teilweise so verblasen, dass wir zur Sicherheit die Harscheisen an unsere Skier montierten. Aber auch diese Hürde meisterten wir problemlos. Ab und zu riss es nun auf. Der blaue Himmel war zu sehen. Aber der Wind war so stark, dass sich auch wieder Wolken bzw. Nebelbänke zu uns herab senkten. Spannend.
Vor uns war eine Gruppe des DAV-München. So konnten wir aus unseren Beobachtungen die Route geschickt den Hang hinauf spuren.
Inzwischen war das metallene Gipfelkreuz zu erkennen. Es sind noch ca. 200 HM zu machen. Um 12.00 Uhr waren wir dann am Gipfel. Wie bestellt, es riss auf. Wir hatten kurzzeitig eine herrliche Fernsicht. Das Skigebiet des Stubaital war gut einsehbar. Am Gipfel machten wir nur kurz Rast, da der Wind nicht wirklich nachließ und es schnell ungemütlich wurde.
Der Schnee oben war weich gepresst und wir konnten schöne Schwünge in die Hänge zaubern. Genuss pur. Mitten im Hang war vom Wind ein Kolk angelegt worden, ähnlich einer Stauseemauer. Ein tolles Gefühl darauf zu zufahren und das Ding zu überqueren. Weiter unten war der Schnee dann wieder zunehmend harschiger und man musste mehr Kraft für die Schwünge aufwenden. In der Talebene hatten wir zum Glück wenig Gegenwind waren dann relativ schnell an der Hütte.
Wie bereits am Vortag, stärkten wir uns noch kurz, packten unser restliches Gepäck in den Rucksack und machten uns auf den Heimweg. Bedingt durch die starke Sonnenbestrahlung war der Schnee inzwischen geschmolzen und wir konnten nur ein kurzes Stück mit den Skiern abgefahren.
Drei spannende Skitourentage mit herrlichen Aufstiegen, interessanten Abfahrten und wunderbaren Eindrücken. – Dankbar, dass nichts passiert ist.
Tourensteckbrief Hinterer Daunkopf
Von der Amberger Hütte aus in südliche Richtung durch die sogenannte Sulze (Talebene südlich der Hütte). Dem Bachtobel, der den direkten Weiterweg versperrt, weicht man rechts aus, behält aber die südliche Grundrichtung bei. Nach dem Tobel weitet sich das Gelände wieder und man wandert weiter taleinwärts bis auf eine Höhe von etwa 2400m. Hier wendet man sich nun endlich nach links (Osten) und steigt über die schönen, mittelsteilen Hänge ins Bockkar auf. In östlicher Richtung bis unterhalb des Felskammes. Hier – auf ca. 2800m – nach rechts (Süden) und durch die herrliche, windgeschützte Gletschermulde hinauf zu einem Absatz und über den anschließenden breiten Gipfelhang mit Ski bis zum höchsten Punkt mit großem Metallkreuz. Abfahrt wie Aufstieg. 1100 HM.
Tourenführer: Michael Scharpf
Teilnehmer: Susanna, Maria, Ralf, Sebi, Jürgen, Ulrike
Bericht: Ulrike Volk
Bilder: Maria Greiner, Michael Scharpf
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