Vom 22. – 24.6. waren wir zum Hochtouren-Einsteigerkurs unterwegs. Stützpunkt war die Braunschweiger Hütte (2758 m) im Pitztal. Bestens organisiert und geführt von unserem Tourenführer Michael Scharpf, unterstützt von seinem Bergführer-Kollegen Bernd (von der Sektion Dortmund), waren wir 7 Teilnehmer.
Zeitig ging es los, Abfahrt war am Freitag um 5 Uhr in Laupheim. Gegen 9 Uhr waren wir am Parkplatz des Rettenbachgletschers. Kurz die Ausrüstung sortieren und schon ging’s los: hinauf zum Pitztaler Jöchl (2996 m) und dann der Abstieg zur Hütte. Nach knapp 1,5 Std hatten wir diese erreicht.
Nach dem Zimmerbezug war für den Nachmittag der erste praktische Übungsblock angesagt.
Eine viertel Stunde abseits der Hütte fanden wir das geeignete Gelände dazu. Zunächst machten wir Sturzübungen im steilen Schneegelände, dabei auch den Pickel-Rettungsgriff. Dann folgte Gehen mit Steigeisen. Auch das Setzen von Eisschrauben (in 80“ Neigung nach Lehrbuch 🙂 wurde mehrfach geübt und als Bonus zeigte uns Michael noch die Eis-Sanduhr: zwei 60“ gegeneinander eingedrehte Eisschrauben, in deren Verbindungskanal man eine Prusikschlinge zur Sicherung einfädeln kann. Das funktioniert wirklich, und hält bombenfest! Die Verblüffung der Teilnehmer war groß.
Später übten wir noch an der Hütte die Prusik-Technik samt Selbstflaschenzug mit Gardaschlinge; eine Technik, die für die Selbstrettung aus der Spalte notwendig ist.
Nach gemütlichem Abendessen wurde die Tourenplanung für den Samstag gemeinsam vorgenommen. Mit Karte, Zettel und Planzeiger wurden Marschzahlen, Strecke, Höhenanstiege und daraus Gehzeiten ermittelt.
Müde und zufrieden nach dem langen Tag gingen alle pünktlich zur Hüttenruhe zu Bett.
Am Samstag stand der Linke Fernerkogel (3277m) auf dem Programm. Ein sonniger Morgen in der traumhaften Gletscherwelt begrüßte uns.
Nach einem leckeren Frühstück starteten wir kurz nach 8 Uhr. 2 ¼ Std Aufstieg hatten wir am Vorabend errechnet. Anhand der bestimmten Marschzahlen visierten wir mit Kompass bewaffnet unser erstes Etappenziel unterhalb des Rettenbachjochs an. Dort, am Fuß des Gletschers, wurde die Ausrüstung angelegt, Gurt und Steigeisen. In zwei Seilschaften aufgeteilt ging es nun weiter über den Gletscher. Eine eindrucksvolle Gletscherspalte unterwegs wurde gleich als Übungsspalte für den Nachmittag bestimmt. Gemütlich ging es langsam in der Sonne bergauf. Erst das letzte obere Stück wurde ordentlich steil, aber wir hatten ja am Tag zuvor gut geübt…
Zuletzt ging es noch ein paar Schritte auf dem Fels und kurz nach 11 Uhr erreichten wir den Gipfel. Unsere Berechnungen, Pausen mitgerechnet, hatten gut gepasst.
Unter dem Gipfelkreuz wurde eine zünftige Vesperpause eingelegt – selbstverständlich mit bestem Blick über das Alpenpanorama: von der Wildspitze als eines der nächsten Gletschergebiete bis in die Ferne zu den Dolomiten in südlicher Richtung.
Auf dem Rückweg machten wir Halt an besagter Spalte. Ausgiebig wurde dort die Spaltenbergung mit loser Rolle geübt. Zwei Stunden später, das Wetter hatte sich schon etwas eingetrübt, machten wir uns vollends auf den Rückweg zur Hütte. Eine etwas anders gewählte Route als auf dem Hinweg führte uns noch vorbei an einem imposanten Eisbruch.
Gegen 16 Uhr, zu einem verspäteten Kaffee, waren wir zurück auf der Hütte. Mit einem gemütlichen Hüttenabend, dazu noch die obligatorische Tourenplanung für den Folgetag, klang der Abend aus. Und pünktlich zur Hüttenruhe um 22 Uhr jubelte es im Nebenzimmer noch über das 2:1 beim WM-Spiel Deutschland gegen Schweden …
Der Sonntag startete wolkenverhangen. Allerdings hatte sich die schlechte Wetterprognose vom Vortag noch etwas korrigiert: mit Regen war erst nachmittags zu rechnen.
Auf dem Programm stand noch die Innere Schwarze Schneid (3369m). Wegen der Wetterprognose wurde bereits um 6 Uhr gefrühstückt und um 7 Uhr starteten wir Richtung Rettenbachjoch. Dort wurde ein Materialdepot eingerichtet und wir gingen mit leichtem Gepäck weiter. Bequem ging es zunächst unterhalb des Schlepplifts hinauf. 200 Meter unterhalb des Gipfels mussten wir uns nochmals aufteilen: ein Teil der Gruppe kehrte aufgrund des steiler werdenden Geländes und Bänderproblemen um, der Rest machte sich als Zweier- und Dreier-Seilschaft daran, den Gipfel vollends zu erklimmen. Glücklicherweise riss der Wolkenhimmel auf, als unsere Gruppe auf dem Gipfel war und es wurde richtig sonnig. Das hätten wir beim Aufstieg und nach dem prognostizierten Wetterbericht nicht gedacht!
Kurz nach 11 Uhr trafen wir wieder zusammen am Rettenbachjoch und machten uns auf dem Rückweg zum Parkplatz Rettenbachgletscher. Beim Abstieg zog das Wetter immer mehr zu, wir hatten also ein perfektes Timing!
Auf dem Heimweg machten wir noch Rast auf einen Kaffee im Ötztal und die vergangenen Tage wurden kurz reflektiert: jeder war happy über das geglückte Wochenende, die harmonische Gruppe, die neu gewonnenen Erfahrungen und unseren gelungenen Einstieg in die Hochtouren-Welt.
Danke an unseren Tourenführer Michael!
Bericht: Frank Gugumus
Bilder: Frank Gugumus, Michael Huber, Alexander Lehmann, Lars Eberhardt