Bei schönstem Wetter fuhren acht Teilnehmer über Bregenz und Chur hinauf zum Splügenpass, wo eine kurze Rast in der herrlichen Bergwelt am Splügenstausee gemacht wurde. Nach steiler Abfahrt erreichten wir Chiavenna und über die meist unterirdische Schnellstraße Lecco am Südende des Comer Sees. Kurvenreich ging es noch 10 km weiter und hinauf zu den 1200 Meter hoch gelegenen Piani Resinelli, einer Feriensiedlung auf einer Hochfläche direkt unter den Felstürmen der Grigna Meridonale. Unser Haus lag mitten in Wiesen am unteren Ende der Siedlung. Herzlich wurden wir von der Wirtin Mariella und von unserem polnischen Teilnehmer Wittek empfangen. Er war mit dem Flieger nach Mailand gekommen und von dort angereist. Nach dem Bezug der Zimmer und einer Mittagspause unter schattenspendenden Buchen machten wir uns gemeinsam auf den Weg und erkundeten die nähere Umgebung. Dem Rifugio Carlo Porta auf 1425 Metern statten wir einen Besuch ab. Vom fast gleich hohen Gipfel des Coltiglione konnten wir dann einen herrlichen Blick auf den Comer See genießen.
Montag 12. Juni
Heute war der Gipfel der Grigna (2177 m) unser Ziel. Durch eine wilde Felswelt erreichten wir über einige Leiter und Klettersteigpassagen den Einstieg zur Direttissima, einem leichten Klettersteig, der direkt zum Gipfel führt. Benno Hagel nahm mit vier Teilnehmern den leichteren Weg über die Rosalbahütte, während wir zu viert den Klettersteig begingen. Bei schönstem Wetter und bester Aussicht erreichten wir den Gipfel. Von den Walliser Viertausendern übers Bergell bis zum Adamello reichte der Blick. Von Benno bekamen wir die Nachricht, dass er nicht mehr zum Gipfel käme, er würde den Abstieg direkt von der Rosalbahütte nehmen. Über die Cresta Sinigagilia stiegen wir im heißen Sonnenhang direkt hinunter zum Rifugio Carlo Porta und nach einer Trinkpause zur Unterkunft, wo wir zeitgleich mit Bennos Gruppe um 16.00 Uhr eintrafen. Alle waren begeistert vom ersten Bergtag.
Dienstag 13. Juni
Heute hatten wir uns die große Grigna (2410 m) vorgenommen. Den Ausgangspunkt bei Esino, einen Parkplatz auf 1410 m, erreichten wir über eine kurvenreiche Bergstrecke. Durch schattige Buchenwälder führte der Weg zur Bochetta di Prada. Hier teilten wir die Gruppe. Benno stieg mit drei Teilnehmern auf dem Normalweg in Richtung Gipfel, während ich den Klettersteig Ferrata Mandello vor hatte. Im schattigen Westhang vorbei an einem grandiosen Felstor erreichten wir auf aussichtsreichem Weg das Rifugio Bietti (1715 m). Nach kurzer Rast führte uns der Weg auf einem schmalen und steilen Steiglein zum Einstieg des Klettersteigs. Die schwerste Stelle war gleich die 25 Meter hohe Einstiegswand, die alle gekonnt durchstiegen. Dem Grat folgend, mehr Höhenweg als Klettersteig mit viel Aussicht und einigen solide gesicherten Felspassagen, insgesamt in einem genussvollen Auf und Ab ging es zum Endpunkt des Klettersteiges zur Bocchetta di Releccio 2260 Meter hoch. Im Zickzack am Gratweg stiegen wir nun vollends hinauf zum Gipfel, wo bereits Bennos Gruppe auf uns wartete. In der bewirtschafteten Gipfelhütte stillten wir Hunger und Durst. Nachdem alle den nahen Gipfel bestiegen hatten, machten wir uns gemeinsam an den Abstieg. Erst über Schneefelder dann durch ein Karstfeld vorbei am noch geschlossenen Rifugio Bogani erreichten wir nach 9 Stunden Gesamtzeit unseren Ausgangspunkt. Nach der kurven reichen Rückfahrt schmeckte das reichliche und gute Abendessen heute besonders.
Mittwoch 14. Juni
Beim letzten Tourentag starteten wir direkt von der Unterkunft. Benno begab sich mit vier Teilnehmern zum Rifugio Sel (1280 m). Von hier ging es auf einem Rundkurs hoch über dem Comersee im ständigen Auf und Ab, zuletzt in steilem Anstieg hinauf zum Gipfel des Coltigione. Die warmen Temperaturen gaben öfters Anlass zu einer Trinkpause. Zum Glück lief am Rifugio Piazza auf halbem Weg ein Brunnen. Am späten Nachmittag waren alle wieder wohlbehalten an der Unterkunft, sehr beindruckt von der schönen Bergtour.
Zu einer weiteren Bergtour startete ich mit zwei konditionell sehr starken Frauen. Der lange, steile Grat über den Zuccco Pertuso zur 1720 Meter hohen Rosalbahütte war das Ziel. Auf einem alten Verbindungsweg stiegen wir zuerst ab bis kurz vor Rongio. Bei ca. 400 Metern Meereshöhe war der Einstieg. Auf einem schmalen Steiglein ging es vorbei am Monte Malavello immer steiler werdend , felsduchsetzt im I. und II. Schwierigkeitsgrad bis zum 1674 Meter hohen Zucco Pertuso. Die Tiefblicke hinunter zum See und ins Val di Mera waren dabei grandios. Punkt 12.00 Uhr machten wir eine Mittagsrast unter schattigen Buchen unweit des Gipfels. Dass wir schon um 13.00 Uhr die Hütte erreichten hätte keiner von uns gedacht. 1400 hm waren es bis hierher. Nach einer ausgiebigen Trinkpause begannen wir mit dem Abstieg ins Tal. Ein steiler Weg führte hinunter durch den Canale Pertuso vorbei an wilden Felszacken in den Talboden von Resinelli. Zuletzt durch schattigen Buchenwald erreichten wir unsere Unterkunft. Nach einem letzten reichhaltigen Abendessen bei Mariella ließ man bei Rot und Weißwein die Bergtouren nochmal Revue passieren. Unser polnischer Bergfreund Wittek bedankte sich nochmals besonders für die gute Aufnahme in der Gruppe und spendierte dafür zwei Flaschen Wein, die gerne angenommen wurden. Besonderer Dank galt auch Benno Hagel, der die zweite Wandergruppe bestens geführt hat.
Donnerstag 15. Juni
Nach dem Frühstück (heute erst um 8.00 Uhr) bepackten wir unsere Autos und nach herzlicher Verabschiedung von den Wirtsleuten fuhren wir zurück in Richtung Heimat. Unten in Mandello flanierten wir noch durch den Park am See, drei Mutige genossen ein kurzes Bad im frischen Wasser des Sees. Über dem Malojapass fuhren wir weiter ins Oberengadin. Von dort erreichten wir den Julierpass, wo wir eine letzte Rast einlegten und dabei einen tolle Blick zum Piz Bernina mit seinem Biancograt erlebten. Gegen 18.00 Uhr waren wir zurück in Laupheim .
Bericht: Siggi Wehrle