Bei strahlendem Sonnenschein und frühlingshaften Temperaturen besuchten wir, die Ulmer Senioren unserer Sektion, das Bayerische Bienenmuseum im Vöhlinschloss von Illertissen. Vom kurzen Fußweg hinauf zum Schloss genießt man einen herrlichen Ausblick auf das Städtchen und das Illertal. Oben angekommen ist das hervorragend renovierte Schloss mit Hof und abschließenden Renaissance Arkaden zu besichtigen. Dort empfing uns Herr Wörtz, Museumsleiter und Denkmalbeauftragter des Landkreises Neu-Ulm. Von 2012 bis September 2016 war das Museum geschlossen, um das Gebäude von Grund auf zu sanieren und die Ausstellung nach 28 Jahren neu zu präsentieren. Dass beides ausgezeichnet gelungen ist, zeigen die Verleihung des Schwäbischen Museumspreises und des dritten Preises des European Design Award für die Gestaltung und Präsentation an die Augsburger Agentur Neonpastell.
Herr Wörtz führte uns zuerst in die sorgfältig restaurierte Rokoko-Schlosskapelle und danach durch das neu eingerichtete Bienenmuseum.
Der Rundgang beginnt mit der Wiedergabe einer steinzeitlichen Höhlenmalerei aus Spanien. Dort klettert eine Frau auf einen Baum, um Honigwaben aus einer Vertiefung zu ernten. Die Ausstellung setzt sich fort über Technik, Bienenrassen und Aufgaben der Bienen im Stock bis zur heutigen modernen Imkerei. Ein beeindruckender Teil ist dem Bienenvolk und seiner Arbeitsteilung gewidmet. Jeder von uns hatte bis dahin zwar eine Vorstellung vom Bienenvolk als einem von einer Königin regierten Staat mit Drohnen und Arbeitsbienen, jedoch genaueres erfuhren wir erst jetzt.
Die Königin oder die Weisel ist die Mutter und die Arbeiterbienen sind ihre Töchter, welche nicht begattet werden, jedoch bei Weisellosigkeit unbefruchtete Eier legen können. Drohnen sind die Söhne, welche aus unfruchtbaren Eiern entstanden sind. Sie sind nicht in der Lage, Pollen zu sammeln, sondern müssen von den Arbeitsbienen gefüttert werden. Ihre einzige und einmalige Aufgabe ist die Begattung der Königin beim Hochzeitsflug. Danach sterben sie. Die nicht zur Paarung gelangten Tiere werden von den Arbeitsbienen aus dem Stock getrieben. Die Königin bestimmt das Geschlecht ihrer Nachkommen dadurch, dass sie unbefruchtete Eier in die Zellen der Drohnen und befruchtete Eier in die Zellen der Arbeitsbienen legt.
Diese wichtige Beobachtung der Jungfernzeugung männlicher Bienen hatte 1853 der Schlesische Pfarrer und Imker Johann Dzierzon gemacht. Er geriet dadurch in große Bedrängnis mit seiner Kirche, welche diese These als ketzerische Gotteslästerung betrachtete. Sie wurde 1855 wissenschaftlich mikroskopisch bestätigt durch Karl Theodor Ernst von Siebold und Rudolf Leuckart.
Am Ende der Ausstellung ist auch dem Gründer des Bienenmuseums Dr. Forster und seiner Firma Mack in Illertissen gewidmet, welcher bereits in der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts die große Bedeutung des Bienengifts für rheumatische Erkrankungen erkannt und Arznei daraus hergestellt hat. Seine Sammlungen von Grafiken aus dem 15. bis 20. Jahrhundert und Gegenständen zum Thema Biene bilden den Grundstock des Bienenmuseums.
Neugierig geworden? Ein Besuch des Museums ist auch zusammen mit kleineren Kindern zu empfehlen, da sie u.a. mit Biene Maia unterhalten werden.
Öffnungszeiten: Donnerstag bis Sonntag/Feiertag von 13 – 17 Uhr
Von Peter Kolb war der Ausflug bestens vorbereitet und so waren wir auch mit dem Abschluss im Schloss Bräu Illertissen hellauf zufrieden.
Text: Ingrid Scheib
Fotos: Peter Kolb, Manfred Strauß