Die angenehm späte Startzeit um 9:30 Uhr in Illertissen wurde hart bestraft: Stau, Stau und nochmal Stau. Nach 5 (!) Stunden haben wir unser Ziel erreicht: Vent im Ötztal, genauer die Rofenhöfe (2.011 m). Einen Teil der verlorenen Zeit haben wir im Aufstieg zur Breslauer Hütte (2.844 m) wieder wettgemacht … Nach dem Abendessen haben wir uns bis zum Einbruch der Dunkelheit mit den Kletterrouten beschäftigt, die an der Stirnseite der Hütte geschraubt waren.
Montag:
Beim Aufbruch um 6:30 Uhr konnten die Stirnlampen schon im Rucksack bleiben, denn der Mond stand noch hoch und gab sein Bestes, um unseren Weg zu beleuchten. Kurz vor dem Klettersteig, der seit wenigen Jahren ins Mitterkarjoch (3.468 m) leitet, kamen Gurte und Steigeisen zum Einsatz und so konnten auch die Blankeisstellen entspannt begangen werden. Der Klettersteig war nach einem etwas kräftigen Einstieg eine schöne Abwechslung auf dem Weg zur Wildspitze. Der Südwestgrat präsentierte sich ebenfalls mit Top-Bedingungen, sodass wir nach 3,5 Stunden auf dem Gipfel (3.770 m) standen. Der Genuss wurde einzig durch ein italienisches Pärchen getrübt, das sein Gipfelerlebnis mit einem Drohnenflug dokumentieren musste – Stille ist anders. Es ist nur zu hoffen, dass das nicht die Zukunft ist! So schnell der Aufstieg geschafft war, umso länger zog sich der Abstieg zur Vernagthütte (2.755 m). Den eh langen Gletscherhatsch über den Vernagtferner haben wir unfreiwillig verlängert, weil der in der Karte eingezeichnete Gletscherstand von 2002 nicht mehr ganz der Realität entsprach. Auch der ein oder andere Gegenanstieg war noch zu bewältigen, bevor wir schließlich die Hütte bzw. den Winterraum erreicht haben und uns je nach Gusto auf der Terrasse ausgestreckt oder eine erfrischendes Bad im kleinen Teich gegönnt haben. Nachdem wir trinkbares Wasser gefunden hatten, war die Versorgung gesichert und einem angenehmen Winterraumabend stand nichts mehr im Wege. Zwei weitere kleine Gruppen hatten die gleiche Idee, was praktisch war, denn so konnten bereits gekochte Spaghetti gegen Schinkenspeck getauscht werden.
Dienstag:
Den ursprünglichen Plan, die Besteigung der Hochvernagtspitze, haben wir einstimmig gecancelt; mit dem Abstieg nach Rofen plus Heimfahrt erschien uns die Tour eindeutig zu lang. Der neue Plan: Fluchtkogel (3.500 m). Das erwies sich als sehr gute Entscheidung – ein toller Aussichtsberg, einsam und still. Nach einer kurzen Kaffe-/Tee-Stärkung im Winterraum ging es weiter talwärts. Ein beeindruckend schöner Höhenweg, eingebettet in wunderbare Herbstfarben, leitete uns entlang der Rofenache hinab nach Rofen.
3 schöne Tage liegen hinter uns. Vielen Dank an Tobi für Planung und Durchführung – immer wieder eine Freude!
Bericht: Birgit Richter
Bilder: Tobias Vorwieger