Kleine Zinne – Nordwand „Innerkofler“

  1. Tag:

Am Freitagmorgen um kurz nach drei klingelt der Wecker, jetzt heißt es anziehen und los. Nach einer langen Fahrt begrüßen uns endlich die ersten Sonnenstrahlen und die Felswände der Dolomiten. Um keine Zeit zu verlieren, haben wir uns für heute eine Mehrseillängentour mit kurzem Zustieg ausgesucht. Nach nur 30 Minuten Fußmarsch stehen wir vor der Ostwand des Piz Popena Bassa und freuen uns schon auf die Kletterei. Die Tour „Mazzorana-Adler“ lässt uns wunderbar in die Dolomitenkletterei reinschnuppern und dient super als Einklettertour. Zurück am Einstieg probieren wir uns noch an ein paar schwereren Sportklettertouren, bevor es wieder zurück ans Auto geht. Da wir noch relativ viel Zeit haben, beschließen wir kurzer Hand eine Badepause an einem kleinen See einzulegen. Anschließend geht es endlich direkt Richtung Drei Zinnen und mit dem Auto über die Mautstraße bis zum Rifugio Auronzo. Die kommende Nacht verbringen wir auf dem Rifugio Lavaredo. Ein abendlicher Spaziergang zum Paternsattel mit seinem berühmten Blick auf die Nordwände der Drei Zinne lässt die Anspannung auf den morgigen Tag endgültig ansteigen.

  1. Tag:

Am Samstagmorgen geht es für uns mit den ersten Sonnenstrahlen um 7 Uhr zum Einstieg der „Innerkofler“ an der Kleinen Zinne. Leider stellen wir schnell fest, dass der besagte Kriechquergang gar keine richtiger Kriechquergang ist und wir das Stück aufrecht klettern können. So haben sich unsere ganzen Überlegungen dazu gar nicht nützlich machen können. Die weitere Tour führt uns durch zahlreiche Kamine und klassische Dolomiten Kletterei. Wir haben viel Spaß dabei, uns durch die unterschiedlichsten Kamine hoch zu drücken und dabei aufzupassen, dass wir nicht mit dem Rucksack stecken bleiben. Da wir ja in den Dolomiten sind, dürfen zwei Geräusche auf keinen Fall fehlen: Steinschlag und Italiener, die davor warnen! Zum Glück bekommen wir dies nur aus der Dibonakante an der Großen Zinne gegenüber mit. Die Seilschaft über uns bringt nur ab und zu kleine Steinchen ins Rollen. Nach fünf Stunden Kletterzeit sind wir gegen 12 Uhr endlich auf der kleinen Zinne angekommen und freuen uns riesig, denn der Große Zeh meckert so langsam, dass er aus dem Kletterschuh möchte. Jetzt gibt es erstmal Vesper und dann heißt es: Schnell abseilen, damit wir pünktlich an der Mautstation sind. Das Abseilen läuft super und wir sind in nur 1,5 Stunden in der Scharte, von wo aus es nicht mehr weit zum Auto ist. Ganz ohne Stress schaffen wir es pünktlich durch die Mautstation und müssen somit kein zweites Mal die 30€ Tagesgebühr (!) bezahlen. Nach einem weiteren Badeausflug geht es für uns Richtung Corovara. Auf dem Falzaregopass legen wir noch eine kurze Esspause ein, bevor wir schließlich im Dunkeln an einem Fluss unser Nachtlager aufschlagen.

  1. Tag:

Am Sonntag geht es für uns in die letzte Tour. Für heute haben wir uns ein Ziel mit kurzem Zustieg an der Parte Oscura della Luna ausgesucht. Diese Wand liegt am Eingang des Val de Mesdi/Mittagstal und ist bekannt für seinen extrem guten und griffigen Fels. Wir klettern die Route „Indian Summer“. Sie hat 7 Seillängen bis zum Schwierigkeitsgrad 7-. Die erste Seillänge der „Indian Summer“ lässt uns direkt ganz schön kämpfen, da sie leicht überhängend ist. Die restliche Kletterei führt uns über steile Platten und leicht überhängende Felsbäuche. Kaum oben angekommen, geht es auch schon wieder abseilend runter und im Anschluss wieder nach Hause.

Text: Amelie Kiefer
Bildauswahl: Tobias Bailer

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