Bergwanderungen im Engadin

Vier Tage Alpines Bergwandern mit Komfort
Unter diesem Motto fanden sich acht Bergfreundinnen und Bergfreunde zusammen, um gemeinsam die wunderschöne Landschaft und Bergwelt des Oberengadin mit der Bernina Gruppe zu erwandern und zu genießen.
Komfort bedeutete in diesem Fall eine nicht allzu lange, bequeme Anreise über den Julierpass ins Oberengadin, die Unterkunft im Hotel Nolda in St. Moritz-Bad, beste Anbindungen vor Ort an die Rhätische Bahn und den öffentlichen Nahverkehr sowie ein unerschöpfliches Netz an Bergbahnen in alle Richtungen. 

Wie wird das Wetter? Immer eine spannende Frage, noch dazu, wenn bereits vorgebucht ist und man nicht so ohne weiteres absagen möchte. Die Vorhersagen für das Wochenende waren mehr als bescheiden. Aber erstens kommt es oft anders und zweitens als man denkt. Wir jedenfalls vertrauten darauf, dass sich das Wetter im Oberengadin häufig nicht nach den Vorhersagen richtet und wir auch im schlechtesten Falle genügend Ausweichmöglichkeiten für andere Aktivitäten in der Seenlandschaft des Oberengadins finden würden.

Donnerstag, 03.08.  
Corviglia und Lej da Staz

Nach einer problemlosen Anfahrt traf man sich gegen Mittag im Hotel zu einer kurzen Begrüßung. Die vorbestellten Zimmer waren schnell bezogen und los ging es. Noch bei herrlichem Sonnenschein und guter Sicht eilte der größere Teil unserer Gruppe ohne Umschweife zur nahe gelegenen Signalbahn, um zu den weiten Hängen oberhalb St. Moritz zu gelangen. Herrliche Panoramawege mit traumhafter Aussicht auf die Oberengadiner Seen und in die Bernina prägen diesen Teil der St. Moritzer Bergwelt, wenn auch etwas getrübt durch die Auswirkungen des Skitourismus, die im Sommer deutlich zu Tage treten.

Die etwa dreistündige Wanderung von der Signalbahn hoch zur Bergstation der Corviglia und weiter bis Marguns war jedenfalls ein schöner Einstieg in die kommenden Tage. Die Rückkehr in unser Standquartier erfolgte dann wieder per Bahn nach Celerina und per Bus nach St. Moritz – Bad.
Siglinde und Alois, die einen Tag früher angereist und bereits am Vortag die Corviglia genossen hatten, unternahmen zusammen mit Maria und Karl – Heinz eine entspannte Nachmittagswanderung durch die unbekannte Seite von St. Moritz. Die Wanderung führte südlich des St. Moritzer Sees durch lockere Wälder und Moorgebiete zum Lej da Staz, einem beliebten See mit Ausflugslokal oberhalb St. Moritz. Nach einer gepflegten Erfrischung ging es auf der anderen Seite des großen Sees wieder zurück nach St. Moritz – Dorf und ins Hotel. Einem Besuch der Chocolaterie gegenüber dem Regents Hotel konnten dabei einige nicht widerstehen und deckten sich auf dem Heimweg mit der wohlschmeckenden Schweizer Schokolade ein.

Freitag 04.08.           
Morteratsch und Chamanna Boval

In der Nacht war schlechtes Wetter mit Niederschlag und tiefhängenden Wolken eingetreten. Was sollte man tun? Abwarten oder einfach mal in die Rhätische Bahn und fahren, bis irgendwo das Wetter passt. Wir wählten eine Fahrt mit dem Bernina – Express von St. Moritz in Richtung Süden, Puschlav und Tirano. Entlang der Strecke gibt es viele Haltepunkte mit klingenden Namen, die zum Aussteigen und Wandern animieren. Muottas Muragl, Pontresina, Station Morteratsch, Diavolezza, Alp Grüm.
Das Wetter hatte sich zwischenzeitlich passabel entwickelt und man entschloss sich bereits an der weltberühmten Station Morteratsch mit Blick ins Morteratschtal, auf den Morteratschgletscher und Piz Palü auszusteigen.
Nach kurzer einvernehmlicher Beratung sollte die Bovalhütte, 2495 m, unser heutiges Tagesziel werden. Auch wenn uns der Blick auf die Gipfel, Palü und Piz Bernina, oberhalb von 3700 m verwehrt blieb, war es doch ein landschaftlich großartiges Erlebnis das Morteratschtal mit dem ständigen Blick auf den Gletscher in seiner vollen Länge zu erwandern.
Maria war an der Station Morteratsch sitzen geblieben und weiter Richtung Süden über den Berninapass bis zur Alp Grüm gefahren. Sie berichtete von Sonne, südlichen Temperaturen und freiem Blick auf den Palü und seinem Gletscher von Süden.

Samstag, 05.08.       
Fuorcla Surlej und Rosegtal

Einer der bekanntesten und beliebtesten Höhenwege im Oberengadin stand heute auf dem Programm. Über die Fuorcla Surlej auf dem Panoramaweg absteigend ins Tal zum Lej da Vadret, vorher ein kleiner Abstecher zur Coaz-Hütte und dann das lange Rosegtal hinaus bis Pontresina. Aufstieg 150 m, Abstieg 1050 m, geht noch, aber lang, 21,5 km bis Pontresina, macht zusammen gute 7 Stunden reine Gehzeit.

Start morgens 7:30 Uhr, Fahrt mit dem Bus nach Silvaplana, Auffahrt mit der Corvatschbahn zur Station Murtel auf 2699 m. Ab hier 45 Minuten zu Fuß ansteigend zur Fuorcla Surlej auf 2755 m. Die Fuorcla Surlej ist ein Aussichtspunkt der Extraklasse mit der gesamten Bernina, angefangen bei Piz Morteratsch, Piz Bernina mit dem berühmten Biancograt (bzw. das, was noch übrig ist), Piz Roseg und Rosegletscher mit der Coazhütte. Klangvolle Namen, doch für uns heute nicht in ihrer Gesamtheit sichtbar. Es blieb dabei, zwar kein Niederschlag die ganzen Tage aber auch keine freie Sicht nach ganz oben.
Trotzdem war es eine herrliche Wanderung mit Blick ins Tal und Blick auf den grandiosen vergletscherten Talschluss mit Roseg- und Sellagletscher. Die Coazhütte ist diesen Sommer 2023 wegen Umbauarbeiten komplett geschlossen, weshalb wir uns die erste große Pause bis zum Hotel Roseg aufsparten. Gegen 15:00 Uhr erreichten wir schließlich das altehrwürdige Hotel Roseg mit seinen Pferdekutschen, die die Besucher von Pontresina zum Hotel und wieder zurückbringen. Das Rosegtal ist seit jeher für den öffentlichen und motorisierten Verkehr gesperrt. Seit Erreichen des Talbodens war auch die Sonne zurückgekehrt, so dass wir das grandiose Kuchenbuffet, für das das Roseg berühmt ist, auf der Terrasse in vollen Zügen genießen konnten.
Man hätte gut und gerne noch mehr Zeit hier verbringen können. Aber die Wanderung war noch nicht zu Ende, noch lagen 4 km Fußmarsch bis zum Bahnhof in Pontresina vor uns. Pünktlich auf die Minute erreichten wir den Engadin Bus, der uns dann direkt vor unserem Hotel wieder absetzte.

Sonntag, 06.08.        
Muottas Muragl

Zum Abschluss der Tage im Engadin heute noch eine leichte Genusswanderung. Der Muottas Muragl, 2453 m, hoch über dem weiten Talboden des Obergengadin gelegen und mit genialer Rundumschau ausgestattet, war das Ziel. Mit der Standseilbahn, der ältesten Bahn im Engadin, Baujahr 1912, fuhren wir zur Bergstation auf. Heute nicht allein. Das schöne Wetter und dazu der Sonntag, lockte viele weitere Bergwanderer und Touristen auf den Muottas Muragl.

Piz Palü und das Rosegtal, gestern noch in voller Länge erwandert, zogen die Blicke auf sich. Und der Blick zurück auf die Oberengadiner Seen in Richtung Malojapass, einfach genial.
Die Wanderung führte dann von der Bergstation Muottas Muragl über einen Bergrücken, Tschima da Muottas, zum Lej Muragl und wieder zurück durch das Val Muragl. Der Plan, über die Segantini-Hütte nach Pontresina zurückzukehren, wurde aufgrund plötzlich eintretender Schneeschauer, Wind und der fortgeschrittenen Zeit geändert. Die Rückkehr erfolgte über den direkten Abstiegsweg parallel zur Standseilbahn zur Talstation Punt Muragl.
Hier nahmen die vier Tage Bergwandern im Oberengadin ihr Ende.

Ich bedanke mich an dieser Stelle bei allen Teilnehmern. Es war schön, zusammen das Oberengadin zu durchstreifen, wenn wir auch nur einen kleinen Ausschnitt aus den unzähligen Möglichkeiten streifen konnten. Vielleicht gibt es mal wieder eine Neuauflage, wäre schön.

Bericht:  Karl – Heinz Schmid
Bilder: Teilnehmer

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