Sorgschrofen-Überschreitung mit Wetterlotto


Die Tage zuvor wurden täglich alle möglichen Wettervorhersagen gecheckt. Es wurde hin und her überlegt, soll man/frau gehen oder soll man/frau nicht gehen. Am besagten Tag war voraussichtlich ab Mittag Regen angesagt. Dennoch beschloss die Gruppe es zu wagen.
Die Tour wurde um eine Stunde gekürzt, die Abfahrt eine halbe Stunde vorverlegt, damit man/frau rechtzeitig vor dem Regen sicher wieder am Fahrzeug sein können. Fünf Personen fuhren in einem Pkw ins Allgäu nach Jungholz. Dank an die Teilnehmer, die bereit waren „eng aneinander gekuschelt, die ersten Kontakte zu knüpfen“.
Leere Autobahn, verhangener Himmel, gute Laune, so erreichten wir den kostenlosen (!) Parkplatz Langenschwand in Jungholz/Tirol. Los ging es Richtung Osten grenzüberschreitend hinab ins Vilstal, von dort flussaufwärts nach Südwesten. Ohne Grenzkontrolle über die romantischen Weideflächen der Kalbelehof Alpe, aus dem Tal einen kleinen Anstieg hinauf nach Rehbach.
Keine Menschenseele war unterwegs, nur das Rauschen des „Wildbaches“ war zu hören. Ab und zu zeigte die Sonne ihr wärmendes Gemüt. Dies hatten wir überhaupt nicht erwartet. Kurz zeigte sich sogar unser Ziel mit Gipfelkreuz über uns im Norden. Das Fürstentum Rehbach verlassend ging es zurück nach Deutschland zu den Zehrerhöfen.
Bisher war es ein gemütlicher Sonntagsspaziergang. Jetzt heißt es ca. 500 Höhenmeter bis zu unserem Zwischenziel, dem Zinken, zu bewältigen. Aufwärts mit einer angenehmen Steigung, abwechselnd durch Wald und offenes Schrofengelände, immer wieder die Sonne an der Seite. Was will man/frau mehr.
Zum Zinken eine kleine Kletterei durch einen Felsdurchschlupf, dort eine kurze Verschnaufpause mit tollem Rundumblick auf die Allgäuer Alpen, das wolkenverhangene Alpenvorland, sowie auf unser eigentliches Ziel, den Sorgschrofen.
Nochmals durch einen Felsloch zwängend, beginnt nun die Überschreitung. „Gott sei Dank“, es regnet nicht. Der Weg und Fels sind relativ trocken. Nach einigem Hoch und Runter, sicher über Felsnasen kletternd, wieder mehrmals die Grenze zwischen Österreich und „Good old Germany“ überschreitend, erreichen alle das Gipfelkreuz des Sorgschrofen. Die wohlverdiente Vesperpause fällt nun nicht ganz so ausgeprägt aus, da vom Westen vermehrt dunkle Wolken aufziehen.
Gemeinsam machen wir uns auf den Rückweg durch eine mit Drahtseil gesicherte Rinne. Konzentriert wird der felsige, doch etwas rutschige Abstieg und ein kleines Altschneefeld gemeistert.Anschließend kurze Improvisation durch den Wald zur Skipiste von Jungholz. Die Wolken sind verschwunden, die Regensachen blieben im Rucksack. Nur noch am Rande der Skipiste hinunter und wir hatten nach insgesamt fünf Stunden Wanderspaß das Wetterlotto gewonnen.

Im Alpenhof Reuter Wanne wurde bei Kaffee und Kuchen der Tag reflektiert. Scheeeee war’s. Dank an die Teilnehmer meiner ersten Tour.

Text: U. Roscher
Bilder: U. Volk / H. Seiffert / U. Roscher

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