Kletter- und Hochtouren am Furkapass

Klettern und Hochtouren am Furkapass, 03.08. – 06.08.2024

Eigentlich war ja unser Ziel das Zinalrothorn im Wallis, und der Galenstock am Furkapass war nur als Zwischenstopp zur Akklimatisierung gedacht. Nachdem aber für den geplanten Zeitraum auf der Sidelenhütte oberhalb des Furkapass Schlechtwetter angesagt war und die Besteigung des 4221 hohem Zinalrothorn ohne Akklimatisierung auch keine Option war, haben wir spontan alles umgeplant. Rausgekommen sind dabei vier wundervolle Tage mit vielen Klettermetern und einer top Hochtour in den Urner Alpen.


Los ging es Samstag früh um 5:00 Uhr mit der Abfahrt in Richtung Schweiz. Als Teilnehmer waren Flo und Simon mit den beiden Tourenführern Michael und Konsti dabei. Am Furkapass angekommen war statt versprochenem Sonnenschein jedoch alles in Nebel und Nieselregen verhüllt. Schlussendlich kam dann aber doch noch die Sonne raus und wir konnten wie geplant zum Auftakt klettern gehen. Dazu suchten wir uns die Platten am Kleinen Furkahorn aus. Nach kurzem Zustieg fanden wir dann schon weitestgehend abgetrocknete Plattenkletterei mit grandiosem Panorama über dem Rhonegletscher vor. Ursprünglich waren nur 7-10 Seillängen zum warm werden geplant, da es aber so gut lief und wir noch gut in der Zeit lagen, verlängerten wir auf schlussendlich knapp über 20 Seillängen. Überwältigt von der grandiosen Platten- und Blockkletterei bis zum Grad 5a traten wir dann den Abstieg an und fuhren zum Hotel Tiefenbach. Das dortige Touristenlager sollte inklusive bester Verpflegung unsere Basis für die nächsten 2 Nächte sein.

Am nächsten Morgen hieß es dann um 5:00 Uhr Frühstück, sodass wir kurz vor 6 Uhr am Parkplatz zur Sidelenhütte aufbrechen konnten. Ziel des Tages war der 3586 m hohe Galenstock. Vorbei an der Sidelenhütte ging es weiter über den Sidelengletscher. Dieser bot glücklicherweise aufgrund einer sehr guten Firnauflage keine weiteren Schwierigkeiten, sodass wie über steile Firnflanken schnell den Einstieg zum Südost-Sporn erreichen konnten. An diesem kamen wir im feinsten Granit richtig in den Klettergenuss. Ehe wir es uns versahen waren wir auch schon wieder am Ausstieg und konnten über eine letzte Firn-/Eiskuppe den Gipfel erreichen. Dort gab es erstmal eine wohl verdiente Brotzeit und zu unserer Überraschung wollte auch ein Hund etwas davon abhaben. Dieser war mit seinem italienischen Herrchen nämlich den lagen Aufstieg über den Rhonegletscher ebenfalls bis auf den Galenstock gelaufen und schien sich auf der Höhe pudelwohl zu fühlen. Bergab konnten wir dann parallel zum Südost-Sporn mit dreimal 50 m bequem bis auf den Sidelengletscher abseilen und kiefen anschließend mit einem kurzen Abstecher an die Sidelenhütte wieder zum Parkplatz.

Für den nächsten Morgen ging es zunächst zur Albert Heim-Hütte. Diese liegt ebenfalls oberhalb des Furkapasses und sollte unsere Unterkunft für die letzte Nacht unserer Tour sein. Nach kurzer Rücksprache mit dem Hüttenwirt entschieden wir uns für den Südgrat des Winterstocks. Über einen kurzem Zustieg durch ein steiles Couloir unweit der Hütte ging es ein weiteres Mal mit toller Gratkletterei im bombenfesten Granit im 3. Grat bis auf den Südgipfel des Winterstocks auf 3176 m. Angenehmerweise gab es für den Abstieg eine Umgehung mit zwei Abseilern und so konnten wir uns ein lästiges Abklettern über den Grat ersparen.

Für den Abschluss unseres Trips hatten wir uns nochmal ein Highlight aufgehoben. Den Klassiker und auch in Walter Pauses „Im schweren Fels“ hoch gelobten Gletschhorn-Südgrat. Diese Tour wird von vielen als die beste und lohnendste Kletterei am Furkapass beschrieben. Nach dem Zustieg über das ausgeaperte Gletscherbecken des Tiefengletschers, über steile Firnfelder und leichte Blockkletterei hatten wir bald den Einstieg der Route erreicht. Wir können das voll und ganz bestätigen – eine tolle Tour. Im meist durchgehenden 3. Grad mit einer 4b Schlüsselstelle wird es nie langweilig, aber man kann es trotzdem richtig genießen. Auch hier ging es über Abseilen und etwas Absteigen wieder auf die Firnfeder. Diese waren inzwischen durch die kräftig scheinende Sonne schon weich geworden und wir konnten schnell und elegant (die einen Sagen so, die anderen so) diese herabfahren. Unten am Auto wieder angekommen gab es noch eine Abschlussbesprechung im Hotel Tiefenbach auf der Sonnenterasse.

Fazit: Wir alle vier waren begeistert von vier langen, aber auch sehr schönen und aufregenden Tagen mit vielen Klettermetern in bester Gesellschaft. Auch wenn wir unser eigentliches Ziel, das Zinalrothorn, nicht erreichen konnten, mussten wir mit Sicherheit keine großen Abstriche hier in den Urner Alpen machen. Und bekannterweise stehen die Berge ja noch ein bisschen länger, also mal schauen was nächstes Jahr ist J.

Bericht: Simon Kahlen
Bilder: Teilnehmer

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