Panoramawege im Vinschgau

Eine Gruppe von 12 wanderlustigen Senioren (9 w, 3 m) erlebten bei guten Bedingungen eine Wanderwoche im Vinschgau. Stützpunkt war die Pension „Bergblick“ in Naturns, von wo zu den täglichen Touren aufgebrochen wurde. Dank der hervorragenden (kostenlosen) Busverbindungen konnte dabei das Auto meist stehen bleiben.

Samstag, 4. Mai
Anfahrt, Wallburgweg

Trotz des Wochenendes war nur wenig Verkehr, so dass mit einem Zwischenhalt in Nassereith über den Fernpass und den Reschenpass das Ziel Naturns schon kurz nach der Mittagszeit erreicht war. Schnell waren die Zimmer in der Pension Berglick bezogen, dann wurde zur ersten Wanderung aufgebrochen. Vorbei an St. Prokolus, der kleinen Kirche aus dem 7. Jh. mit berühmten Fresken, ging es steil hinauf zum Wiedenplatzer Keller und weiter zum Wallburgweg. Dieser folgt weitgehend einem alten Waal durch die steilen Hänge des Sonnenberges und bietet tolle Ausblicke auf das mit Apfelplantagen genutzte Tal und zum gegenüberliegenden Nörderberg. Der Weg ist an den ausgesetzten Stellen gut abgesichert und führt vorbei an der alten Waalerhütte bis hinaus zur „Wallburg“ – der Kanzel am Ende des Weges mit herrlicher Sicht auf das Schloss Juval und in die Weite des Meraner Landes.
Beim Rückweg folgte die Gruppe den Wegweisern zum „Schwalbennest“, wo eine kurze Einkehr angesagt war.

Sonntag, 5. Mai
Waalwegrunde in Morter

Der Ort Morter am Eingang des Martelltales war der Ausgangspunkt einer Waal-Runde am zweiten Wandertag. Von dort mussten die Wanderer zunächst einen knackigen Anstieg bis hinauf zum Wetterkreuz bewältigen, dann war der Rautwaal erreicht. Immer am fließenden Wasser entlang folgte man ihm knapp eine Stunde, dann führte der Steig die Wanderer steil bergab, überquerte die Plima und setzte sich auf der gegenüberliegenden Talseite fort. Hier wanderte man den Neuwaal entlang, der kein Wasser mehr führt, bis nach Obermontani. Leider war die imposante Burgruine versperrt, aber nach einer Umrundung entlang der Burgmauern war es der ideale Platz für die Mittagspause.
Auf Forstwegen ging es weiter zum Eisstadion und dann in Richtung Bierkeller auf einem asphaltierten Wirtschaftsweg. Direkt beim Bierkeller führte der Mareinwaal zur Burgruine Untermontani und über eine Holzbrücke und auf Wirtschaftswegen zurück nach Morter.

Montag, 6. Mai
Marlinger Waalweg

Bei etwas zweifelhafter Wetterprognose nahm man den Bus in Richtung Meran und startete mit vielen anderen Wanderern in Töll zum Marlinger Waalweg.
Der Marlinger Waal ist mit 12 km der längste Waal in Südtirol. Er wurde vor rund 250 Jahren erbaut und fließt heute noch großteils im ursprünglichen offenen Kanal. Seinen Anfang nimmt er bei Töll, wo das Wasser der Etsch abgeleitet wird. Der Marlinger Waalweg verläuft am Hang des Marlinger Berges oberhalb der Ortschaften Forst, Marling und Tscherms und endet am Raffeingraben bei Lana. In nahezu ebenem Verlauf schlängelt sich der Weg durch Wiesen, Obstgüter und Weinberge.
Nach etwa 4 Std. hatten die Laupheimer den Endpunkt des Waalweges in Lana erreicht und fuhren mit dem Bus nach Meran, wo vor der Rückfahrt nach Naturns noch die Zeit für einen kleinen Stadtbummel war.

Dienstag, 7. Mai
Partschinser Wasserfall, Sonnenberg

Mit zweimaligem Umsteigen erreichte der Bus pünktlich den imposanten Partschinser Wasserfall, bei dem mit einer Fallhöhe von etwa 100 m in jeder Sekunde 10.000 Liter Wasser in die Tiefe donnern – ein beeindruckendes Naturschauspiel.
Nachdem man sich an dem Spektakel satt gesehen hatte, machte man sich an den Aufstieg zum Prünsterhof. Von hier genoss man den Blick über Meran zu Mendelkamm und Brenta, dann begann der steile Abstieg auf dem „Sagenweg“ hinunter nach Partschins. Hier ist der Anfang des Sonnenberger Panoramawegs, der den Ort Rabland mit der Nachbarortschaft Naturns verbindet und dem Wanderer atemberaubende Aussichten vom Sonnenberg ins Vinschgau und die Ortschaften im Etschtal bietet.
In ständigem Auf und Ab ging es durch die für den Alpenraum einmalige Steppenvegetation, wobei der Blick immer wieder zum Himmel ging, wo sich inzwischen dunkle Wolken angesammelt hatten. Im Weinberghof wurde der Regenschauer mit Kuchen und Apfelstrudel überbrückt, dann erreichte man nach einem abwechslungsreichen Wandertag wieder Naturns.

Mittwoch, 8. Mai
Waalwege über Schluderns

Nach einer 50-minütigen Bahnfahrt wurde Schluderns im Oberen Vinschgau erreicht und zur Churburg aufgestiegen. Auf steilen Wegen wurde der Aufstieg hinauf zum Fernalhof, dem Anfang der Berkwaals fortgesetzt, wo die Wanderer eine unangenehme Überraschung erwartete: Waalweg gesperrt. Statt dem idyllischen Waal folgte man deshalb der Fahrtstraße hinauf zum Lochhof und von dort dem völlig ramponiertem Weg hinunter zum Beginn des Leitenwaals.
Nach der Mittagspause folgte die Entschädigung für den verkorksten Beginn. Am toll angelegten und beeindruckenden Leitenwaal entlang führte der Weg auf schmalen Stegen entlang steiler Felsen hoch über dem Saldurbach durch den Lärchenwald und endete vorbei am Kalvarienberg schließlich wieder in Schluderns. Nach der obligatorischen Schlusseinkehr brachte die Vinschgaubahn zufriedene Wanderer wieder zurück nach Naturns.

Donnerstag, 9. Mai
Karthaus – Vernagtstausee

Heute brachte der Bus die Wanderer nach Karthaus im Schnalstal. Hier stand am Beginn ein Gang durch die ehemalige Karthause, der viele spannende Einblicke in das Leben der Mönche in diesem ehemaligen Kloster aus dem 14. Jh. brachte.
Auf dem „Weg der Stille“ leiteten die Wegweiser durch den schattigen Wald entlang der Hänge immer in Richtung „Unser Frau“, wobei man auf der gegenüberliegenden Talseite immer wieder historische, für das Schnalstal typische, Höfe sehen konnte. Die ältesten Hofanlagen gehen auf das 12. Jahrhundert zurück. Nach einem letzten steilen Aufstieg war dann zur Mittagszeit die Wallfahrtskirche „Unser Frau im Schnalstal“ erreicht, die den ältesten Marienwallfahrtsort Tirols darstellt.
Nach der Mittagspause wurden die letzten 250 Hm hinauf zur Staumauer des Vernagt-Stausees bewältigt, und man schaute enttäuscht in eine Schotterfläche fast ohne Wasser, in der sogar der Kirchturm des ehemaligen Dorfes im Trockenen stand. Imposant waren dafür die schneebedeckten Dreitausender des Saldurkammes.
Der Bus brachte nach Kaffee und Apfelstrudel in Vernagt die Gruppe wieder zurück ins Tal.

Freitag, 10. Mai
Vellauer Felsenweg – Hans-Frieden-Steig

Los ging es nach abenteuerlicher PKW-Fahrt an der Station des Korbliftes in Vellau. Auf der Straße wanderte man hinauf in den Ort, wo hinter dem sehenswerten Kirchlein der Startpunkt des Felsenweges liegt.
Der Felsenweg ist ein versicherter Pfad, der in die felsigen Hänge gebaut ist. An sich ein leichter Weg, der nur etwas Trittsicherheit verlangt, dafür jedoch herrliche Ausblicke bietet. Nach 1 ½ Std. war Hochmuth erreicht, wo noch wenig Betrieb war, so dass man in Ruhe das einmalige Panorama genießen und die Paraglider beobachten konnte.
Nach der Pause ging es hinauf zum Gasthof Steinegg, um auf dem Weg Nr. 24 (Meraner Höhenweg) zur Leiteralm zu gelangen. Dieser Abschnitt des Höhenweges trägt auch die Bezeichnung „Hans-Frieden-Weg“ und ähnelt teils dem Vellauer Felsenweg. Hier war allerdings Hochbetrieb in beiden Richtungen, aber nach einer Stunde war die Leiteralm erreicht, wo sich Menschen in der Wirtschaft drängten. Etwas abseits wurde bei den von/für Riesen gebauten Sitzplätzen Pause gemacht, dann folgte die Gruppe dem Weg 25A sehr steil abwärts zurück nach Vellau. Nach Meinung aller Teilnehmer/innen war die heutige Tour der Höhepunkt der gesamten Wanderwoche.

Sonntag, 11. Mai
Jesus-Besinnungsweg, Heimfahrt

Um dem großen Strom der Rückfahrer zu entgehen, hatte der Wanderführer mit dem Jesus-Besinnungsweg noch einen gemütlichen Spaziergang angekündigt, und so starteten die Teilnehmer der Wanderwoche am Rande von Naturns zu ihrer letzten Wanderung. Schnell stellte sich heraus, dass der „Spaziergang“ viele kräftige Anstiege enthielt, so dass schließlich nochmals 300 Hm und etliche Schweißtropfen zusammenkamen.
Der einzigartige Weg lädt zum Besinnen und Verweilen ein und besteht, ähnlich wie ein Kreuzweg, aus 15 Stationen. Dabei werden stets die Natur, die Landschaft und die Beschaffenheit des Geländes in seine Botschaft mit einbezogen.
Nach 1 ½ Stunden Gehzeit endete der Weg am „Paradies“, der letzten Station, dann wurde nach einer erlebnisreichen Woche zufrieden die Heimfahrt angetreten.

Bericht + Bilder: Konne

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