Die Tierberglihütte in den Urner Alpen war das Ziel der von Dieter Münz ausgeschriebenen, dreitägigen Hochtour in die Gletscherwelt des Sustenhorn, 3502 m. Sie liegt direkt am Steingletscher oberhalb des Sustenpass auf 2795 m und wird von Sustenhorn, Gwächtenhorn sowie den drei Tierbergen umrahmt, allesamt prächtige Hochtourenziele mit überwiegend Gletscher- und Firnbedeckung.
Freitag: Aufstieg Tierberglihütte, Vorderer Tierberg
Vier Teilnehmer machten sich zusammen mit Dieter frühmorgens ab Lindau auf, um in knapp vier Stunden das Hotel Steingletscher unterhalb der Passhöhe des Sustenpass zu erreichen. Ein Parkplatz war rasch gefunden, der Wettergott hatte ein Einsehen und bescherte uns Sonne pur, blauen Himmel und Windstille. Es konnte losgehen.
Wir nahmen den heute üblichen Sommerweg als Anstieg zur Tierberglihütte, ein Weg in steiler dunkler Felsflanke mit 1000 Höhenmetern mit drei bis dreieinhalb Stunden Gehzeit und auf der Wanderskala immerhin noch mit T4 gelistet. Der früher übliche Anstieg über den Steingletscher kann bzw. soll seit einigen Jahren wegen eines Bergsturzes nicht mehr begangen werden. Die dritte Alternative über den Tierbergli – Klettersteig, mittlerweile eine weitere Attraktion der Tierberglihütte, ließen wir außen vor, da mit schwerem Hochtourenrucksack nicht unbedingt als Genusstour empfehlenswert.
Oben angekommen tut sich eine andere Welt auf. Die grandiose Lage direkt am Gletscher, die weiten Firnfelder, die Gletscherbrüche und die umliegenden Firnberge beeindrucken immer wieder aufs Neue. Trotz des Gletscherrückganges der letzten Jahre bieten sich hier oben immer noch ideale Verhältnisse für Gletschertouren, Eisausbildung und Spaltenbergung.
Dementsprechend gut belegt war die Hütte. Der Großteil der Besucher und Gruppen auf der Tierberglihütte war allerdings mit Eisausbildung und nicht mit Tourengehen beschäftigt. Wir hingegen unternahmen noch eine kleine Nachmittags-Spritztour über den Gletscher an den Brüchen vorbei zum Vorderen Tierberg, 3090 m hoch, und nutzten dabei die Gelegenheit unsere Eis- und Hochtourenkenntnisse aufzufrischen und zu testen. Alles paletti, bis auf die Steigeisen eines Teilnehmers, die ihn an diesem Tag und an den folgenden Tagen zu oft im Stich ließen. Nervig.
Samstag: Überschreitung Sustenhorn
Der Samstag brachte den Aufstieg über die weiten Gletscherflächen des oberen Steingletschers zum Sustenhorn. Die Verhältnisse waren gut, allerdings viel zu warm mit sieben Grad Plus morgens um 6:00 Uhr auf 3000 m Höhe. Die Trasse war klar vorgegeben, Spalten drohten keine. Lediglich auf den letzten 150 Höhenmetern zum breiten Gipfelplateau gab es stellenweise harten Firn und Blankeis zu überwinden. Ankunft am Gipfel um 9:00 Uhr allerdings bei wenig Sicht. Eine wolkenfreie Rundumsicht war uns nicht geschenkt. Trotzdem blieb das Wetter den Tag über stabil, und am späteren Nachmittag lichteten sich dann die Nebelschwaden und gaben die Blicke in die umliegenden Täler und Gletscher frei.
Stabiles Wetter war allerdings auch wichtig, denn der Abstieg über den Sustenhorn – Ostgrat zur Voralphütte, 2126 m ü. M. ist mit seinen felstechnischen Schwierigkeiten und der beachtlichen Länge eine echte Herausforderung für jeden Begeher.
Gegen 17:00 Uhr erreichten wir wohlbehalten die Voralphütte und wurden vom Hüttenwirt, Sepp Herger, persönlich und freudig begrüßt. Es soll an dieser Stelle ein großes Lob für beide Hütten ausgesprochen werden. Der Zustand erstklassig, die Bewirtung und die Organisation super. Und immer freundliches Hüttenpersonal trotz der komplett ausgelasteten Hütten. Was will man mehr. Die Hütten können für weitere Besuche nur empfohlen werden, auch für hochalpine Wanderungen im Bereich des Göschener Alp Tales.
Sonntag: Voralphütte – Sustenpass
Der Sonntag ging es auf den langen Rückweg zum Parkplatz am Hotel Steingletscher. Eigentlich auch eine kleine Hochtour mit Gletscherbegehung, Blankeis und Wegpassagen wieder im T5 Gelände.
Zunächst stiegen wir von der Hütte in nördlicher Richtung das Tal hinauf. Über die letzten Reste des Wallenburfirns ging es hoch zum Sustenjoch, 2654 m, dann wieder steil die Felsflanke hinab ins Chalchtal auf 2000 m und wieder auf alten Pfaden hinauf zum Sustenpass Hospiz auf 2260 m. Ab hier waren dann noch 300 Hm Abstieg bis zum Auto zurückzulegen.
Wäre gewesen, wenn Dieter nicht vorausgeeilt wäre, um freundlicherweise das Auto alleine zu holen. So konnten wir, die Teilnehmer Jonas 1, Jonas 2, Ulrich und Karl–Heinz den guten Abschluss der drei erlebnisreichen Tage entspannt bei Möhl, Radler und Älpler Makkaroni auf der Sonnenterrasse des Hospizes begehen.
Ein Dank an Dieter Münz und die anderen Teilnehmer für schöne Tage am Sustenhorn.
Bericht: Karl–Heinz Schmid
Bilder: Teilnehmer