Wanderwoche auf La Palma

Acht urlaubshungrige Wanderer genossen eine Wanderwoche auf La Palma.
Unser Hotel war das „H10 Taburiente Playa“ in der Nähe der Hauptstadt Santa Cruz im Osten der Insel.

Die Insel ist wettermäßig zweigeteilt. Während es im Osten der Insel im Spätwinter oft noch bedeckt und etwas kühler ist, ist es im Westen meist schon sonnig warm.

Mirador del Time
Der erste Wandertag führte uns gleich nach dem Westen, nach Puerto Tazacorte.

Nachdem wir zwei Mietwagen übernommen hatten, ging es durch den Tunnel, der den Westen und den Osten der Insel teilt, zu unserer ersten Tour, zum Mirador del Time. Ich hatte für den ersten Tag eine kürzere Tour gewählt. Direkt vom Strand aus geht es gleich steil bergauf. Wenn man die Tour von unten aus anschaut, glaubt man nicht, dass es an dieser steilen Wand einen Wanderweg gibt. Der Weg ist steil, aber gut angelegt und man kommt schnell auf Höhe mit schönem Blick über den Strand und den Hafen. Nach ca. 300 Hm geht es flacher durch Blumen und südliche Gewächse bis zum Ziel dem Restaurant am Mirador del Time (500m).Auf der Terrasse bietet sich ein atemberaubender Blick zurück nach dem süd-westlichen Teil der Insel.
Auch der neue Vulkan „Tajogaite“ ist von hier gut zu sehen. Er dampft noch etwas, ist aber ansonsten zur Ruhe gekommen. Gut zu sehen ist die mehrere hundert Meter breite schwarze Lavazunge, die bis weit ins Meer hinein reicht. Über 3000 Häuser hat der Lavastrom unter sich begraben. Gott sei Dank ist beim Ausbruch dennoch niemand uns Leben gekommen. Drei Wochen vorher sind verstärkt kleinere Erdbeben in der Nähe registriert worden und die Erde hat sich über dem Vulkan um 10-15 Zentimeter gehoben, sodass das Gebiet rechtzeitig evakuiert werden konnte. La Palma ist die jüngste Vulkaninsel unter den Kanaren und sie wird ständig engmaschig überwacht.
Zurück ging es auf demselben Weg zum Strand. Wir genossen noch 2 Stunden am Meer und einige von uns sind auch im Meer geschwommen.

Zum Faro von Fuencaliente
Mit den Mietwagen fuhren wir nach Fuencaliente (Los Canarios), dem südlichsten Ort der Insel. Beim Informations-Centrum für Vulkanologie parkten wir und besuchten das Centrum. Hier kann man alles über Vulkane und die gesamte Entstehungsgeschichte der Kanaren erfahren. Natürlich auch über den neuen Vulkan, der am 19. September 2021 ausgebrochen ist und bis zum 13. Dez. aktiv war.
Der erste Stopp auf dem Weg zur Südspitze und zum Leuchtturm ist den Vulkan San Antonio (663m). Dieser Vulkan ist seit 300 Jahren erloschen und die Natur hat sich schon mit einigem Grün zurückgemeldet. Der zweite Stopp war der Vulkan Teneguia (428m) der 1971 ausgebrochen ist. Der Aufstieg zum Kraterrand war leider gesperrt. Weiter ging es mitten durch das Lavafeld auf markierten Wegen bis zum Meer zum Faro. Es ist schön zu sehen, wie die Natur punktuell mit Pflanzen und Blumen sich das Lavafeld zurückholt.
Zurück zu den Autos fuhren wir mit dem Linienbus.

Caldera de Taburiente
Der dritte Tag führte uns mitten in den größten Vulkankrater der Insel, die „Caldera de Taburiente“. Mit den Mietwagen ging es bis zum Eingang des Kraters nach Las Hoyas (200m). Mit dem Elektro-Shuttle wurden wir dann auf den 8 km entfernten Ausgangspunkt für die Tour, zum Mirador de los Brecitos (1030 m) gebracht. Auf traumhaft schönen Wegen ging es stetig bergab durch den mit Kanarenkiefern bewaldeten Vulkankrater bis zum Bach Angustias, wo auch das Centro Playa de Taburiente liegt. Die Ausblicke und die Natur, die man hier erlebt, sind überwältigend schön und unvergessen. Wieder zurück zu den Autos ging es mal steil abwärts, manchmal mit leichten Kletterpassagen zum Bachbett in den Barranco de las Angustias. Da der Bach derzeit wenig Wasser führte, gingen wir große Strecken immer im Bachbett bis zu den Autos.
Ich denke, das war die schönste Tour der Woche.

Roque de los Muchachos
mit den Mietwagen fuhren wir bei bedecktem Himmel zum höchsten Punkt der Insel, dem Roque de los Muchachos (2426m). Der Muchachos ist kein eigenständiger Berg, sondern der höchste Punkt des Kraterrandes der Caldera de Taburiente, in der wir gestern gewandert waren. Nach ca. dreiviertel des Weges kamen wir über die Wolkenschicht und hatten deb ganzen Tag strahlenden Sonnenschein. Uns bot sich ein Anblick wie aus dem Flugzeug mit Blick auf den Teide von Teneriffa. Man fährt mit dem Auto bis zum Gipfelparkplatz. Am nördlichen Gipfelhang befindet sich Europas größtes Observatorium mit vielen Satellitenschüsseln und Beobachtungsstationen.
Nach einer ausgedehnten Wanderung am Kraterrand, mit überwältigen Blicken in den riesigen Krater, fuhren wir zeitig wieder zurück ins Tal. Da der Weg zum Muchachos durch Santa Cruz führt, nutzten wir die Nachmittagszeit zu einer Stadtbesichtigung der Hauptstadt mit Kaffee und Aperol-Spritz.

Zur Piratenbucht
Der fünfte Tag führte uns zur versteckten Piratenbucht. Da die Wetterprognose für den Ostteil der Insel bedeckten Himmel versprach, fuhren wir wieder auf die Westseite, die Sonnenseite der Insel. In Tijarafe (660m) beginnt die Tour. Vom Ort aus geht es erst ein kleines Stück mit dem Auto abwärts zum Parkplatz. Wenn man mit dem Auto die Hauptstraße verlässt, sieht man kurz keine Straße mehr, nur Himmel, bis das Fahrzeug sich auf die Steilstraße senkt. Ich glaube, ich bin noch nie so eine steile Straße gefahren, 30% Gefälle. Ich hatte die Befürchtung, dass unsere Renault Clio den Rückweg mit voll besetztem Auto nicht schaffen würden. Aber es ging gut, man sollte halt im Steilstück möglichst nicht anhalten müssen. Vom Parkplatz wanderten wir auf gleicher Höhe Richtung Süden bis zum ersten Tor der Tunnels, die für die Wasserleitung gebaut wurden. Leider war der Tunnel verschlossen. Um auf den gegenüber liegenden Höhenrücken zu kommen, mussten wir wieder aufsteigen in Richtung Hauptstraße. Nach 200 m auf der Hauptstraße ging es dann rechts ab in einen herrlich schönen Barranco, der uns zu dem gesuchten Rücken führte. Der schöne Weg entschädigte uns für die nicht mögliche Begehung der Tunnel. Nun ging es teils sehr steil und ausgesetzt bis zum Meer hinunter. Begleitet wurden wir von herrlichen Blumen, Gräsern und Kakteen. Nach einer kurzen Pause stiegen wir wieder ca. 200 m auf zum nächsten Höhenrücken, um auch gleich wieder auf gutem Weg zum Meer abzusteigen. Nach einer Kurve war sie plötzlich zu sehen, die versteckte Piratenbucht. Die Häuser, die bis tief in die Bucht hineingebaut sind, dienen wohl als Wochenend- und Ferienquartiere. Nach unserer Mittagspause kam der steile Aufstieg in der prallen Sonne zurück zu den Autos. Hier wurde unsere Kondition nochmal ganz schön gefordert. Auf dem Rückweg legten wir noch eine Badepause ein. Wir waren am Strand von Puerto Tazacorte wie am ersten Tag.

Große Vulkanroute
Da wir gestern unsere Mietwagen abgegeben hatten, holte uns ein Taxi direkt vom Hotel ab. Das Taxi hatte ich schon am ersten Tag geordert, weil die Tour mit Mietwagen nicht möglich ist. Das Taxi brachte uns zum Ausgangspunkt nach El Pilar (1400 m). Die Tour führte von dort 18km auf dem Höhenrücken der Cumbre Vieja immer nach Süden bis hinunter nach Fuencaliente (600m), dem Ausgangspunkt unserer Wanderung vom zweiten Tag.
Erst ging es stetig bergauf durch herrliche Kiefernwälder, bis wir den Höhenrücken erreicht hatten. Wenn wir zurückblickten, sahen wir wieder das imposante Schauspiel der fallenden Wolken über dem Höhenrücken. Der Ostwind drückt die Wolken über den Höhenrücken in den wärmeren Westen. Dort fallen sie ins Tal wie ein riesiger Wasserfall und lösen sich in der warmen Luft auf. Dieses Schauspiel konnten wir auch die letzten Tage wiederholt sehen.
Bald standen wir vor dem ersten großen Vulkankrater, den Vulkan De la Deseada (1850m). Weiter ging es in stetem Auf und Ab immer auf dem Rücken der Vulkanroute. Mal sahen wir mach Westen bis zum Meer hinunter, mal nach Osten und manchmal zu beiden Meeresufern gleichzeitig. Eine imposante aber anstrengende Tour mit ständig wechselnden Höhepunkten. Wir ließen mehrere Krater links und rechts unseres Weges liegen. Den Vulkan Martin bestieg ein Teil unserer Gruppe noch, während der andere Teil weiter abwärts wanderte. Am Ziel Fuencaliente trafen wir unseren Taxifahrer wieder in der vereinbarten Bar. Nach 18 km, 500 Hm hinauf und 1300 Hm hinunter genehmigten wir uns zuerst einen Kaffee, bevor wir mit dem Taxi wieder zum Hotel gebracht wurden.

Bericht: Benno Hagel
Bilder: Teilnehmer

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