Freitag 03.02.2023
Es hat etwas gedauert, aber schlussendlich hat mich mein Kumpel Johannes überzeugt, nicht nur gemütlich mit der Gondel den Berg hochzuliften, sondern das schöne Gefühl des Selbst-Nach-Oben-Laufens zu erleben. Und so ging es nach Obernberg, das schöne Tal kurz vor der italienischen Grenze, in dem man nicht einen einzigen Skilift findet. Die perfekten Voraussetzungen also, um ins Skitouren einzutauchen. Kurz nach dem Fernpass war der Treffpunkt, bei dem nach einer kurzen Vorstellungsrunde unser Guide Hartmut schon mit dem ersten Spezialwissen weitergeholfen hatte.
In Obernberg angekommen, die Ski und die Rücksäcke umgeschnallt, wurden zunächst die Grundlagen des LVS erklärt und gecheckt, dass alle Personen auffindbar sind. Und schon ging es bergauf in Richtung Leitnerberg. Spitzkehren, Bogenkehren und weitere Grundlagen wurden gut erklärt und konnten im normalen Gelände deshalb gut erprobt werden. Das Wetter machte auch einigermaßen mit, und so hatten wir bis zur Baumgrenze noch nicht ein Lüftchen gespürt. Doch dann machte sich der Wind bemerkbar und wir sahen, dass die Berge unter dem wenigen Schnee in diesem Winter bereits etwas gelitten hatten. Nichtsdestotrotz machten wir uns auf, so weit es die Zeit zuließ nach oben zu kommen. Als wir nach ca. 900hm Aufstieg merkten, dass es zeitlich nicht ganz ausreichen wird den Gipfel zu erreichen, gab es eine schnelle Quasi-Gipfel-Schoki bei eisigem Wind und anschließend die wohlverdiente (Tief-)Schneeabfahrt. Im Hotel „Almi’s“ wartete dann bereits schon die tolle Saunalandschaft auf uns und wir konnten uns wieder entsprechend aufwärmen und bei guter Verpflegung dem Theorieunterricht von Hartmut lauschen, bevor es ins Bett ging.
Samstag 04.02.2023
Neuschnee war angesagt, und Neuschnee kam auch ordentlich vom Himmel. Was erst freudig erwartet wurde, schlug sich dann in etwas Enttäuschung nieder: Lawinenstufe 4 über der Waldgrenze. Auf keinen Fall gehen wir da hoch. Aber in bester Grundkursmanier waren es dadurch die besten Voraussetzungen, um die Lawinenverschüttetensuche zu simulieren. Nach einem kurzen Aufstieg mit den Skiern auf gesicherten Waldwegen, ergab sich ein tolles Panorama mit der verschneiten Seekapelle „Maria am See“ inmitten des leicht vereisten Obernberger Sees. Bei Sonnenschein also die perfekten Bedingungen die Lawinensonden und die LVS-Geräte auszupacken und mit unserem Crash-Test-Dummy Matthias eine Trockenübung durchzuführen. Anschließend wurden die Geräte im Tiefschnee versteckt und die Teilnehmer durften das in der Theorie gelernte Wissen in die Tat umsetzen. Zum Glück wurden dabei auch alle „verschütteten“ Pakete gefunden: Auftrag erfüllt.
Diejenigen, die noch nicht ausgelastet waren, machten sich noch auf den Waldwegen auf, ein paar Höhenmeter zu ergattern. Am Abend wurde uns dann schnell bewusst, warum die Lawinenstufen so wichtig und auf keinen Fall zu unterschätzen sind. In den Nachrichten wurde von 30 Lawinenabgängen allein in Tirol an diesem Tag berichtet. Also alles richtig gemacht.
Sonntag 05.02.2023
Alles wieder zusammengepackt ging es heute an den Anfang des Tals nach Nößlach, wo wir uns aufgrund der immer noch hohen Lawinenstufe (4 über Waldgrenze, 2 darunter) wieder lediglich auf Waldhöhe aufhielten. Doch auch heute machte das Wetter mit und schenkte uns nach einigen zurückgelegten Höhenmetern Sonnenschein, und so reihten wir uns in die Vielzahl der Leute ein, die dieselbe Idee hatten, diese Route zu nehmen. Nach ca. 2,5 h bei der Waldgrenze angekommen, genossen wir das Panorama und legten anschließend über noch recht unberührte Tiefschneepassagen eine tolle Abfahrt durch den Wald hin, die an der Nößlachhütte endete. Zum Glück hatten wir uns mit Lunchpaketen eingedeckt, da aufgrund der scheinbar überforderten Küche lediglich Flüssiges bestellt werden konnte.
Und so endete ein anstrengendes, aber sehr belohnendes Wochenende mit einer tollen Gruppe und dem Wissen, dass die Anstrengung des Selbst-Nach-Oben-Laufens beim Skitouren genau den Reiz bringt, den das Pistenfahren nie erreichen kann.
Bericht: Timo Mang