Der E5 ist der typische Weg für die Alpenüberquerung nach Meran. Er bewegt sich zwischen 330 m und 3019 m. Während die traditionelle Route ab der Braunschweiger Hütte über Zwieselstein, Timmelsjoch und das Passiertal geht, wählten wir die Route, die auch die meisten Bergschulen gehen, über Vent und die Similaun Hütte.
Freitag, 19.08.2022
Am Freitag den 19. August starteten 8 Wanderer mit dem 9€-Ticket nach Oberstdorf. Die Wetterprognose für die ersten beiden Tage war derart schlecht, dass wir überlegten, ob wir erst am dritten Tag, in Zams, einsteigen sollten. Wir entschlossen uns aber doch, wie gebucht, zu beginnen.
In Oberstdorf fuhren wir mit dem Shuttle-Bus bis Spielmannsau. Dort „packten“ wir uns regenfest ein. Es regnete, aber nicht stark. Wir gewannen schnell an Höhe und der Regen ließ mit der Zeit eher nach, als dass er stärker wurde. Zu unserer Überraschung waren wir nach 3 Stunden verhältnismäßig trocken auf der Kemptner Hütte (1844 m).
Samstag, 20.08.2022
Am zweiten Tag ging es erst mal hoch zum Mädele Joch (1974m). Es nieselte nur ein wenig bei leichtem Nebel. Dann stiegen wir direkt nach Holzgau (1100m) hinunter. Auf halber Strecke hörte der Regen auch schon ganz auf. In Holzgau stand auch schon der Shuttle-Bus bereit, der die Bergschulen zur Talstation der Materialseilbahn der Memminger Hütte bringt. Dort fanden auch wir Platz, und so mussten wir die 15 km im Tal nicht gehen. Der Aufstieg führt zuerst durch bewaldete Hänge und später teils steil, zur Memminger Hütte (2242m) hhinauf. Nach gut 2,5 Stunden hatten alle das Tagesziel erreicht.
Sonntag, 21.08.2022
Am dritten Tag verließen wir die schön gelegene Hütte mit dem kleinen See und stiegen zur Seescharte (2600 m) auf. Jetzt begann der lange Abstieg nach Zams (775 m). Erst im steilen Geröll dann auf guten Wegen. Als wir den Talboden erreichten, machten wir erst mal eine Pause. Nun folgte der nicht enden wollende lange, aber wunderschöne Weg nach Zams, stetig bergab durch Wiesen, Wälder und auf ausgesetzten Wegen. Nach gut sechs Stunden waren alle froh, dass wir im Hotel Thuner angekommen waren. Wir konnten zwei 3-Bettzimmer und ein Doppelzimmer beziehen mit richtigen Betten und Bad. Da freut man sich nach ein paar Tagen Hüttenlager.
Montag, 22.08.2022
Der vierte Tag führte uns zur Braunschweiger Hütte. Von Zams ging es mit der Seilbahn zum Krahberg (2208m) hinauf. Auf einem wunderschönen Panorama Weg mit herrlicher Aussicht erreichten wir nach vier Stunden den Ort Wenns (982 m). Von hier fuhren wir fast 30 km mit dem Taxi das Tal hinauf bis Mittelberg (1736 m), dann folgte der lange, anstrengende Aufstieg zur Braunschweiger Hütte (2758 m). Zum Teil waren bei leichten Kletterpassagen auch die Hände gefordert, und der schwere Rucksack mit den ganzen Sachen für die 8 Tage drückte hier besonders. Die Bergschulen lassen meist ihr Gepäck mit den Materialseilbahnen transportieren, aber wir trugen immer alles selbst. Der Aufstieg geht direkt am Gletscherfluß vorbei, der so stark gistet, dass man direkt nass davon wird. Es ist ein beklemmendes Gefühl, wenn man sieht, wieviel Wasser permanent aus dem Gletschergebiet herausströmt. Nach gut vier Stunden Aufstieg waren alle froh, dass die Hütte erreicht war. Dies war der anstrengendste Tag auf dem E5. Leider bekamen wir dort ein miserables Lager, ich glaube, das schlechteste das die Hütte zu bieten hat. Wie ist das möglich auf einer DAV-Hütte, wenn man schon ein Jahr zuvor dort eine DAV-Tour gebucht hat?
Dienstag, 23.08.2022
Der Aufstieg am nächsten Tag zum Pitztaler Jöchl (2996) war in gut einer Stunde geschafft. Hier bot sich ein grandioses Alpen-Panorama, auch in das ganze Gletscher Gebiet des Rettenbachferners. Der Abstieg zum im Sommer verwaisten Skizirkus des Tiefenbachferners erforderte nochmal alpines Geschick im Fels. Der Blick auf den Skizirkus ist im Sommer abstossend. Mit dem Bus ging es dann durch den Tunnel auf die südliche Seite des Ferners. Von dort startete der wunderschöne Panorama Weg nach Vent (1896 m), wo wir nach vier Stunden unser Quartier in der Pension Reinstadler in Vent erreichten.
Mittwoch, 24.08.2022
Der sechste Tag führte uns zur Similaun Hütte (3019 m). Die 1100 Höhenmeter schafften wir leicht in fünf Stunden. Auf halber Strecke machen wir Rast in der Martin-Busch Hütte. Ab hier endet die Vegetation und wir hatten nur noch Steinwüste vor uns. Es ist erschreckend, wie weit der Similaun Gletscher sich zurückgezogen hat. Der Hüttenwirt sagte, dass er vor einigen Jahren noch bis an die Hütte gereicht habe. Da wir zeitig auf der Hütte unsere Bettenlager beziehen konnten, machte ein Teil der Gruppe einen 2,5-stündigen Abstecher zur Ötzi-Fundstelle.
Donnerstag, 25.08.2022
Der 1300-Hm-Abstieg ins Schnalstal zum Vernagt-Stausee beginnt direkt an der Hütte. Man sieht schon von ganz oben den Stausee und denkt da sind wir schnell unten. Tatsächlich benötigten wir drei Stunden. Der Abstieg begann im steilen Gelände und wurde dann immer schöner und flacher, aber es ging stetig bergab bis wir am Stausee ankamen. Hier endet für die meisten Bergschulen der E5 und sie fahren mit dem Bus nach Meran. Wir fuhren mit dem Linienbus nur bis Katharinaberg und wanderten dann weiter über den Meraner Höhenweg zu unserem Quartier, dem Pirchhof (1442 m). Eine herrlich gelegene Bauernhof-Gaststätte mit Übernachtungslager.
Freitag, 26.08.2022
Der Meraner Höhenweg ist, meiner Meinung nach, der schönste Rundwanderweg in den Alpen. Wir gingen hier die zwei schönsten Etappen bis nach Meran. Zwischen dem Pirchhof und Giggelberg, der Bergstation der Texelbahn, ist das Tal der 1000-Stufen. Der 1,5km breite Lahnbachgraben hat zwei tiefe Einschnitte, die zum Teil mit Hängebrücken überspannt sind. Dennoch geht es jeweils tief und steil nach unten und wieder hoch. Bei der Bergstation der Texelbahn verließen wir den Meraner Höhenweg und gingen steil bergab auf schmalen Pfaden einen nicht oft begangenen Weg bis nach Partschins (530 m). Von dort fuhren wir mit dem Linienbus bis zum Hauptbahnhof von Meran. Die Jugendherberge, in der wir twei 4-Bett-Zimmer bezogen, ist nicht weit vom Bahnhof entfernt.
Den Rest des Tages bummelten wir noch in Meran und feierten unsere gelungene Alpenüberquerung am Abend in einer echt italienischen Pizzeria. Alle Beteiligten bestanden diese schwere Tour mit Bravour bestanden können stolz auf sich sein.
Am nächsten Morgen fuhren wir dann mit dem E5-Shuttle-Bus nach Oberstdort und wieder mit dem 9€-Ticket nach Hause.
Bericht: Benno
Bilder: Teilnehmer