Skitourengrundkurs im Sellrain


2022, ein Licht am Ende des Corona-Tunnels. Die Freude über die Nachricht, dass der Kurs stattfinden kann, ist riesig! Am 19.01. trifft die Gruppe zum ersten Theorieblock in der Geschäftsstelle der Sektion des SSV Ulm 1846 das erste Mal aufeinander. Nach einem kurzen Beschnuppern – vom Profi bis zur blutigen Anfängerin ist alles dabei – geht es schon mal in die Vollen: Besprechung der Ausrüstung, Begutachtung unseres Zielgebiets auf der Karte mit potentiellen Zielen fürs Wochenende, Grundlagen zum Lesen des Lawinenlageberichtes, der Tourenplanung mit Snowcard und den Hilfsmitteln der modernen Technik und die Theorie der Lawinen-Verschütteten-Suche. Die Köpfe rauchen ganz schön .… Zu guter Letzt dann noch das Wichtigste: Wann und wo geht’s eigentlich los? Dann der Schock: 05:30 Uhr Treffpunkt Parkbad in Laupheim, 06:00 Uhr Treffpunkt am P+R Parkplatz in Illertissen. Als Bergler ist man eben Frühaufsteher.

Am Freitag geht es dann zu besagten Uhrzeiten ab nach Kühtai im Sellrain auf die Dortmunder Hütte, wo wir bereits von einer Gruppe der Sektion Dortmund und einer weiteren Teilnehmerin erwartet werden. Kurze Lagebesprechung und auf zum Startpunkt der ersten Tour, vom Sattele über die Feldringer Böden auf das Faltegartenkögele. Zur Freude aller ist das Wetter besser als vorhergesagt, und voller Tatendrang marschieren wir mit den Skiern an den Füßen los. Doch das Glück währt nicht lange, und durch den Wald werden die Ski nochmal abgeschnallt und getragen. Das Leben ist eben kein Ponyhof. Dem Waldrand näher kommend können wir dann auch endlich wieder die Ski anschnallen, und auf einem kleinen Plateau verwöhnt uns die Sonne beim Üben der Spitz- und Kickkehren, beim Blocktest nach Kronthaler und KO-Test mit Schneeprofil. Echt spannend, das mal in der Realität zu sehen! Den Zielgipfel bereits vor Augen geht es schließlich weiter, bis wir das Gipfelkreuz erreichen. Nach einer kurzen Verschnauf- und Fotopause werden die Felle abgezogen und in den Abfahrtsmodus geschaltet. Ein Zwischenstopp an der Feldringalm, bei der wir uns für die erste Tour schon mal belohnen dürfen, muss sein, bevor es dann zurück zu den Autos und ins Quartier geht. Dort stößt dann auch unser letzter Mitstreiter zu uns, und wir können uns auf den echt luxuriösen Zimmern für das üppige Abendessen frisch machen. Damit ist der Tag aber noch nicht zu Ende, denn die Tour für den nächsten Tag will noch vorbereitet werden. Also Beamer und Laptop raus und checken des Wetterberichts, des Lawinenlageberichts, Wälzen von Tourenführern, Tourenapps, Befragung von skitourenguru.ch und Aufstellen eines Schlachtplans für den Folgetag.

Samstag, 07:00 Uhr, mit den Hufen scharrend warten wir bereits vor der Gaststube. Auch das Frühstück ist für eine Hütte einfach der Knaller. Allerdings können wir da schon sehen, was uns den restlichen Tag begleiten wird, nämlich den ganzen Tag leichter Schneefall. Naja, bei schönem Wetter kann’s ja jeder. Also die Felle aufziehen, ab ins Auto, ein kleines Stück den Berg runter zum Parkplatz und dann erstmal noch die Harscheisen unter die Ski geklemmt, weil es durch den Wald doch etwas verharscht und eisig ist. Kaum sind wir aus dem Wald, können wir an der Oberen Issalm diese aber wieder abnehmen und legen erstmal noch eine kleine Einheit zum Thema Orientierung mit Kompass und den modernen Hilfsmitteln auf dem Handy ein. Weiter geht es dann vorbei am Knappenhaus durchs Wörgetal in Richtung Wetterkreuzkogel. Bei Schneefall gar kein leichtes Unterfangen. Aber umso besser, dass man sowas in der Ausbildung mitmacht. Kurz vor dem Gipfel wird es dann nochmal etwas unangenehm im Aufstieg. Zur Sicherheit werden nochmals die Harscheisen ausgepackt und dank unserer beiden sehr erfahrenen und umsichtigen Ausbilder meistern wir auch diese Herausforderung und erklimmen den Wetterkreuzkogel. Mangels Gemütlichkeitsfaktor treten wir aber recht zügig den Rückzug an. Also Felle runter, Ski und Schuhe fixieren und erstmal den vereisten oberen Teil wieder hinter sich bringen. Den Weg bis zur Oberen Issalm kann man dann wieder genießen. Durch den Wald ist man nochmal voll gefordert, wenn man seine Skier möglichst unversehrt zum Auto zurückbringen will. Aber auch das schaffen alle. Zurück auf der Hütte gibt es dann erstmal Kaffee und Kuchen, bevor es anschließend nochmal in der fest installierten LVS-Anlage voll zur Sache geht. Hier können wir uns beim Suchen der Sendeplatten mit unseren LVS-Geräten und der Sonde voll beweisen. Bestzeit: 1:10 Minuten. Respekt! Frisch geduscht belohnen wir uns dann für die knapp 1000 Hm wieder mit einem feudalen Abendessen, bevor es nochmal an die letzte Tourenplanung geht. Der Wetterbericht verspricht einen sensationellen Tag. Der Lawinenlagebericht mahnt jedoch wegen Triebschnee zur Vorsicht. And the winner is: der Schafzoll. Der restliche Abend wird uns noch mit interessanten Tipps, Tricks, Erfahrungsbericht und Erlebnissen von Michael und Bernd versüßt, bis uns die Corona-Auflagen wieder um 22 Uhr ins Bett schicken.

Sonntagmorgen, oder auch DER GEILSTE TAG. Schon der Sonnenaufgang beim Frühstück lässt uns das Wasser im Mund zusammenlaufen. Doch der Blick auf unser geplantes Ziel lässt Michael und Bernd den Plan vom Vortag über den Haufen werfen. Der Wind hat doch ziemlich gewütet, also wird kurzfristig das Kreuzjoch zum Ziel des Tages auserkoren. Uns Teilnehmern ist das relativ egal. Hauptsache nochmal eine richtig schöne Tour! Vor der Abfahrt werden noch kurz die Zimmer geräumt und die Autos vom hartnäckigen Eis befreit. Unsere Dortmunder Freunde haben sich auf nunmehr 4 Begleiter dezimiert. Der Weg ins Ruhrgebiet ist halt doch etwas weiter als ins Schwabenländle. Aber den harten Kern nehmen wir trotzdem gerne mit. Voller Tatendrang machen wir uns also auf den Weg zum Kreuzjoch. Dabei zeigen uns Michael und Bernd nochmal die Tücken von Neu- und Triebschnee und der damit einhergehenden Lawinengefahr in der Realität. Mit ganz anderen Bedingungen als am Freitag können wir das Gelernte auch nochmal bei einem Schneeprofil und Blocktest vertiefen, bevor das Kreuzjoch mit Spitz- und Kickkehren bezwungen werden muss. Aber die Anstrengung lohnt sich wirklich. Der Ausblick bei strahlend blauem Himmel ist einfach gigantisch. Für den Weg zu Fuß auf den Mitterzeigerkopf kann sich dann doch niemand mehr durchringen. Immerhin haben wir schon 3 Aufstiege und 2 Abfahrten hinter und noch eine Abfahrt und den Heimweg per Auto vor uns. Und auf die letzte Abfahrt freuen sich dank des Neuschnees vom Vortag schon beim Aufstieg alle. Zum letzten Mal heißt es also Ready for Take-off! Um kein Risiko einzugehen powdern wir mit Entlastungsabständen aber voller Freude wie die kleinen Kinder durch den Tiefschnee. Was für ein Spaß! Und zur Belustigung fetzt es dann auch noch jeden Mal so richtig in den Schnee. Die einen an eigentlich total einfachen flachen Stücken beim geradeaus Fahren, die anderen bei voller Fahrt im schönsten Hang der AbfahrtJ. Vollkommen KO aber alle unverletzt und überglücklich geht es zum Abschlusskaffee und Kuchen und einer letzten Feedbackrunde nochmal zur Dortmunder Hütte, wo wir das Wochenende nochmal Revue passieren lassen. Hier verabschieden wir uns dann auch alle und treten nach einem sehr lehr- und erlebnisreichen Wochenende mit einer wirklich coolen Truppe die Rückreise nach Oberschwaben an.

Ein herzliches Dankeschön an Michael und Bernd für die tolle Organisation und Betreuung, dass ihr den Aufwand mit den Corona-Auflagen auf euch genommen habt und uns an eurem Wissen teilhaben lasst. Ihr tragt dazu bei, dass bergbegeistere Menschen aller Altersgruppen sich gut gerüstet den Herausforderungen stellen können. Macht weiter so und bleibt so wie ihr seid!

Bericht: Daniela Roppelt
Bilder: Teilnehmer

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