Bei trübem Himmel und einigen Regentropfen starteten 22 Senioren am Kurhaus in Scheidegg zu ihrer Wanderung auf dem Scheidegger Kapellenweg. Zwar hörte der Regen bald auf, aber die tief hängenden Wolken hielten sich hartnäckig, so dass die Wanderer leider den ganzen Tag auf die ersehnten Ausblicke zu den Alpengipfeln verzichten mussten.
Die erste Etappe der Wanderung führte zunächst auf dem Apfellehrpfad durch den Kurpark und erreichte vorbei an Bärfallen und Ablers den Weiler Schalkenried mit der Martinakapelle.
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Sie ist die kleinste Kapelle des Kapellenweges. Drinnen hat nur eine handvoll Menschen Platz. Im Jahre 1622 als Pestkapelle erbaut, gehört sie zu den ältesten Kapellen von Scheidegg. Eine romanische Christusfigur segnet alle, die in die Kapelle ein- und ausgehen. Der Altar zeigt die Krönung Mariens. Wenn man genau hinschaut, sieht man, dass manche der von bäuerlicher Hand kunstvoll geschnitzten Heiligenfiguren sechs statt fünf Finger haben.
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Genauso sehenswert ist das komplett bemalte Bauernhaus gegenüber. Allerlei Getier ziert die Wände und die Fensterläden, von denen sogar die Rückseiten verziert sind. Bereitwillig erklärte die Künstlerin – im Hauptberuf Bäuerin – ihr Werk.
Vorbei am ehemaligen Altar der ev. Kirche Scheidegg, der jetzt als Freialtar am Waldrand steht, kam die Gruppe nach Böserscheidegg. Hier steht am Ortseingang die Katharina-und-Antonius-Kapelle, die nach zwei beliebten Volksheiligen der katholischen Kirche benannt ist.
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St. Katharina hilft bei Migräne und anderen Erkrankungen. Sie verteidigt die christlichen Werte gegen den „gelehrten Unglauben“. Der heilige Antonius wird angerufen, wenn man etwas verloren hat und verzweifelt sucht.
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Nach dem Golfplatz und Buflingsried folgte der steile Anstieg zum höchsten Punkt der Wanderung, dem Rodenbühl (810 m). Leider blieb die bei schönem Wetter unvergleichliche Aussicht von den Wolken versperrt, aber es fanden sich genügend Sitzbänke für die Mittagspause. Danach folgte der Weg zur Marienkapelle in Scheidegg-Haus. Sie ist die jüngste Kapelle am Weg (erbaut 1981-83).
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An der Alpenstraße gelegen, halten bei der Marienkapelle am ehesten Motorradfahrer an. Jedes Jahr im Frühjahr kommen sie aus dem ganzen Westallgäu zusammen, um ihre Motorräder segnen zu lassen. Eine Skulptur der Maria mit den Sieben Schmerzen erinnert daran, dass auch Schmerz und Leid, Not und Tod zum Leben gehören.
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Die nächste Strecke folgte der Straße vorbei am Industriegebiet von Scheidegg und führte hinauf nach Allmannsried. Von dort ging es abwärts zur Gretenmühle und weiter nach Bieslings. Hier steht die 1840 erbaute bescheidene Gallus-und-Magnus-Kapelle.
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Gallus kam im Jahre 610 ins Allgäu und wollte die „wilden“ Allgäuer für Christus gewinnen. Magnus hält dem Dämonischen das Kreuz entgegen und macht es so unschädlich. Er gilt als Patron gegen Schädlinge und alles Schädliche. Die Kapelle hat eine kleine Glocke, die früh und abends, zu den Gebetszeiten, liebevoll von den Bewohnern Bieslings von Hand geläutet wird.
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Der längste Aufstieg des Tages brachte die Gruppe von Bieslings hinauf an den Rand von Scheidegg und weiter zur letzten Kapelle des Tages, der Kriegergedächtniskapelle auf dem Kalvarienberg (erbaut 1922).
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Oben angekommen, überrascht die mächtige Kopfskulptur eines Soldaten. Eltern haben das Denkmal für ihren Sohn, der nicht mehr aus dem Krieg heimkehrte, in Stein hauen lassen. Die Kriegergedächntiskapelle selbst ist einfach gehalten. Tafeln mit den Namen der vielen Toten erinnern an die Opfer der beiden Weltkriege und mahnen zum Frieden.
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Das letzte Stück der Wanderung führte durch die Bergstraße nochmals ein Stück aufwärts, dann leitete ein Pfad steil hinab zum Kurhaus und zum Hotel Edita, wo sich die Wanderer nach 14 km Wegstrecke vor der Heimfahrt mit Kaffee, Kuchen und Apfelstrudel verwöhnen ließen.
Bericht + Bilder: Konne