Eiskurs im Ötztal


Nachdem der Hochtourenkurs letztes Jahr wetterbedingt am Viadukt in Laupheim startete, ging es in diesem Jahr direkt ins Ötztal. Mit dabei waren Annette, Armin, Anna, Julian, Matthias, Tim, Yuliya und Konsti, der den Kurs leitete. Im Ötztal angekommen wurden wir von bestem Wetter und nach kurzem Zustieg zur Braunschweiger Hütte auch von den Hüttenwirten Melanie und Stefan begrüßt. 

Um das gute Wetter zu nutzen, starteten wir direkt mit den ersten Übungen. Für den Samstag standen der Aufbau der Gletscherseilschaft und die Lose Rolle zur Spaltenbergung auf dem Programm. Bei herrlichem Ausblick auf die umliegende Bergwelt lernten wir, wie sich die Seilschaftsmitglieder gleichmäßig am Gletscherseil einbinden und welche Abstände zueinander hierbei wichtig sind. Weiter ging es mit dem Üben der Losen Rolle, mit der im Notfall ein Seilschaftsmitglied aus einer Gletscherspalte herausgezogen werden kann. Zwar starteten wir hierzu mit einer Trockenübung direkt an der Hütte, doch schon am nächsten Tag sollte aus der Trockenübung das sprichwörtliche Gegenteil werden. Am Nachmittag ging es dann mit der Selbstrettung weiter. So waren wir danach auch in der Lage, uns selber die Hüttenwand, die hierbei die Gletscherspalte simulierte, hochzuretten.

Am Abend wurden wir dann vom Hüttenteam mit köstlichem Essen verpflegt, sodass jeder von uns danach direkt ins Bett hätte fallen können. Doch vor dem Schlafengehen stand noch etwas Theorie auf dem Programm. Diese war aber so interaktiv gestaltet, dass alle noch im wachen Zustand lernen konnten, an welchen Stellen auf dem Gletscher mit Spalten zu rechnen ist, wie diese entstehen und wie sich der Gletscher im Laufe seines Lebens bewegt.

Am nächsten Tag ging es dann zum ersten Mal mit Pickel und Steigeisen auf den Mittelbergferner. Da der Gletscher im unteren Teil völlig aper ist, konnten wir auf das Seil verzichten und querten in Richtung Pitztaler Gletscherskigebiet. Am Gletschertor angekommen, übten wir in einem kleinen Eiskletterparcours den Umgang mit Steigeisen und Pickel im steileren Eis. Weiter ging es mit dem richtigen Setzen von Eisschrauben, dem Standplatzbau und dem Bohren einer Eissanduhr. Nach einer Vesperpause wurde dann die Spaltenbergung, die wir am Vortag noch im Trockenen gelernt hatten, im Eis geübt. Da auch der Mittelbergferner aufgrund des immer wärmer werdenden Klimas immer mehr abschmilzt, fand sich der eine oder andere von uns während der Übung im Schmelzwasser hängend wieder. Glücklicherweise wurde uns beim Aufstieg zur Hütte schnell wieder warm.

Da wir für den nächsten Tag eine größere Tour geplant hatten, hieß es nach dem Abendessen: Tourenplanung. Nach ausgiebigem Kartenstudium und unter Verwendung eines Planzeigers zur Berechnung der Tourenlänge stand das Ziel schließlich fest: Der Schuchtkogel, der zwischen Mittelberg- und Taschachferner liegt und bei gutem Wetter eine hervorragende Sicht auf Wildspitze und Co. bietet.

Nach ein paar Stunden Schlaf ging es am nächsten Morgen mit Stirnlampen los. Den Weg zum Gletscher kannten wir ja bereits vom Vortag und so standen wir nach einem kurzen Abstieg auf dem Eis. Beim Aufstieg zum Ziel stellten wir fest, dass der Mittelbergferner größtenteils keinen Firn hat und so bauten wir erst lange nach Sonnenaufgang unsere Gletscherseilschaften auf. In einer Dreier- und einer Viererseilschaft ging es dann über eine dünne Firnschicht zu einem sehr brüchig wirkenden Felsgrat. Beim abschließenden Gipfelaufstieg entpuppte sich der Schuchtkogel eher als Schuttkogel. Trotz des brüchigen Geländes konnten wir wenig später die herrliche Aussicht genießen – in der Ferne waren sogar die Drei Zinnen zu erkennen und in direkter Nachbarschaft unseres Gipfels natürlich die Wildspitze.

Am Nachmittag nach der Tour gab es noch eine kleine Unterrichtseinheit zum Thema Abseilen. Neben der Schweizer Methode nach Lehrmeinung übten einige von uns auch alternative Methoden, z.B. ohne Abseilgerät und stattdessen mit zwei Karabinern. Ein Highlight war auch die nach dem Bergsteiger Hans Dülfer benannte Methode, ohne Klettergurt: Der Dülfersitz.

Da wir erst am nächsten Nachmittag abreisten, war am Vormittag des letzten Tages noch Zeit für eine Tour. Diese führte über den Karlesferner in Richtung Linker Fernerkogel, wobei die letzten Meter über einen Felsgrat zu bewältigen waren. Auch das Klettern mit Steigeisen über den Fels war eine neue Erfahrung.Bei strahlendem Sonnenschein konnten wir noch einmal die Aussicht genießen, bevor wir schließlich durch den weichen Firn in Richtung Braunschweiger Hütte abfuhren.

Auf dem Abstieg zu den Autos wurde zum Abschluss noch eine Runde Bremsen im Firn geübt. Dabei ging es auf dem Rücken, Bauch oder auch mal kopfüber den Hang hinunter, um dann mit dem Pickel oder auf Händen und Füßen zu bremsen.

Insgesamt hatten wir die ganzen vier Tage bestes Wetter und alle Inhalte konnten wie geplant stattfinden.Danke an Konsti für das Zeigen der Techniken und die Geduld beim Erklären. Wir freuen uns schon auf die Hochtour im nächsten Sommer und sind gespannt, welches Ziel es wird.

Bericht: Konstantin Mahrenholtz
Bilder: Teilnehmer

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