Der diesjährige Hochtourenkurs mit sieben Teilnehmern und Kursleiter Konstantin Mahrenholtz startete wetterbedingt am Kletterviadukt bei Laupheim. Hier konnten wir bei angenehmen Temperaturen im Grünen das Anseilen als Gruppe, Abseilübungen und Spaltenrettung als Trockenübung durchspielen, während sich in den Ötztaler Alpen gerade ein Gewitter austobte.
Um die Mittagszeit ging es dann per PKW weiter auf den Parkplatz am Rettenbachgletscher (2.830 m), wo sich das sommerliche Skigebiet als Großbaustelle präsentierte: Es wirkte als ob der Rettenbachgletscher abgetragen und als modellierte Skipiste wieder neu zusammengesetzt wird. Dank des hoch gelegenen Parkplatzes konnten wir innerhalb von anderthalb Stunden über das Pitztaler Jöchl (2.996 m) zur Braunschweiger Hütte (2.759 m) aufsteigen, wo wir punktgenau zum Abendessen ankamen. Durch die starken Schneefälle im Frühjahr war der Aufstieg vom Parkplatz zum Jöchl durchgehend schneebedeckt und auf den letzten Metern kam so auch erstmals der Eispickel zum Einsatz.
Der nächste Tag begann mit Nebel, Kälte und tänzelnden Wasserkristallen. Die Abseilübungen im kleinen Klettergarten und die Übungen zur Selbstrettung aus der Gletscherspalte machten wir daher direkt in Hochtourenausrüstung (Hardshell-Jacken und -Hosen, Handschuhen, Klettergurt), unterbrochen von Warmgetränken. Neben der klassischen an der Hüttenwand geübten Selbstrettung aus der Gletscherspalte mit Prusigknoten und Bandschlingen stieß die von Konsti vorgestellte Microtraxion bzw. Steigklemme auf Begeisterung.
Als sich am Nachmittag der Nebel verzog, unternahmen wir die ersten Gehversuche mit Steigeisen an der Gletscherzunge sowie einen kleinen Eispickelkletterparcours. Anschließend wiederholten wir die Spaltenrettung in Dreierseilschaften –jetzt auf dem Gletscher. Anschließend konnte jeder ohne und mit Eispickel sowie auf Bauch, Rücken oder Kopf voraus Rutsch- und Bremsübungen im Firn machen.
Nach abendlicher Tourenplanung begrüßte uns der folgende Abschlusstag mit perfektem Wetter. Wir stiegen in zwei Seilschaften flach über den östlichen, im Schatten liegenden Teil des Karlesferners zum Sattel zwischen Linken Fernerkogel und Schwarzer Schneid auf 3.155 m hoch. Die Seilschaften wurden – das Ziel war ja, das auch mal eigenständig planen und umsetzen zu können – von den Teilnehmern Tina und Simon geführt. Den Aufstieg zur Inneren Schwarzen Schneid (3.369 m) brachen wir auf Grund des sehr losen Gesteins nach wenigen Metern ab und wendeten uns unserem anderen Ziel zu: Über den Ostgrat zum Linken Fernerkogel. Den ersten Felsgipfel des Grats erreichten wir über Kraxelgelände, auf der anderen Seite kletterten wir gesichert im 3. Grad ab. Anschließend stiegen wir mit Hilfe des am Vortag gelernten T-Ankers über die stark geneigte Nordflanke vom Grat ab. Nachdem wir uns gesammelt hatten ging es weiter auf den Linken Fernerkogel (3.278 m), wo uns eine gigantische Aussicht erwartete: Blick auf Riffelsee (2.232 m), Hohe Geige (3.393 m), Schrankogel (3.497 m) und Wildspitze (3.768 m).
Nach einem sehr schnellen Abstieg über den westlichen steilen Bereich des Karlesferners erreichten wir die Braunschweiger Hütte; und nach einer kurzen kulinarischen Pause ging es über das Pitztaler Jöchl wieder zurück auf den Rettenbach-Parkplatz. Der Abstieg mit sonnenbedingt sehr weichem Schnee überzeugte viele, statt bis zur Pobacke einzubrechen lieber auf dem Hosenboden hinab zu rodeln.
Vielen Dank Konstantin für einen super vorbereiteten Kurs, bei dem auch Schlechtwetterphasen sinnvoll genutzt werden konnten sowie den klettererfahreneren Teilnehmern, die die Schwächeren immer wieder unterstützten.